44. Singwoche
Pöllau 2 - 2015

Ihr lieben Sängerinnen, Sänger!
Schon schnürt das Zeitkorsett man enger,
und da die Butter langsam ranzig,
man probt noch rasch Takt dreiundzwanzig
und alles, was dort sonst noch steht –
wer weiß schon, wie es wirklich geht.
Wollt ihr’s nun haben oder nicht:
Hier ist mein Singwochengedicht.

Bloß dieses Mal ist’s nicht von mir,
es stammt von einem lieben Tier,
der Nanni, die ich hab gebeten
mich heuer reimend zu vertreten.
Hört also, was sie euch tut kund
als unser Hof- und Meldehund.

„Seid mir gegrüßt, ihr lieben Leute
oder besser meine Meute.
Ich stamme aus der Slowakei
und zähle jetzt der Jahre drei.
Nicht dass ich mich deswegen rühm,
doch bin ich etwas ungestüm.
Ich treib den Frauerln oder Herrln
schon manchmal auf die Stirn die Perln
und vieles ward schon unternommen
dem lieben Nannerl beizukommen.
Ein Beißkorb ward mir aufgedrängt,
an Leinen ward ich angehängt,
und wenn das alles nicht mehr nützt,
ein Trainer elektronisch stützt
den Hans und die Cornelia
mit sanften Stößen auf mein Fell;
da reagier ich schon recht schnell.

Der Beiden allerneuster Schachzug,
der mich, so hofft man, endlich mach klug,
ist, dass ich hier mich unterzieh
jetzt auch choraler Therapie.
So werd ich, folgend dem Konzept,
des Morgens schon herangeschleppt
und nehme unterm Sessel Platz,
auf dem mein Frauerl sitzt, der Schatz.

Als Erstes sehe ich Sandalen,
teils schmucklos oder teils bemalen,
und schnupp’re an den nackten Füßen
der Sängerinnen beim Begrüßen.
Bisweilen bietet die Gymnastik
ein Bild von ungewollter Drastik.
Mikadostäbe wie die Irren
um wohlbeleibte Leiber schwirren.

Es setzt im Probensaal sich fort
der Morgen-Musikantensport.
Es leitet ihn mit starker Hand
der Niki und ich schau gebannt
zu ihm, am Boden liegend, auf.
Was hat der Mann nicht alles drauf!
Er tänzelt wie die Göttin Shiva –
das kann kein Dackel, kein Retriever.

Leider bin ich, weil vierhaxig,
nicht ganz so wie der Niki schlaksig.
Ich schneide auch nicht leicht Grimassen,
die jeweils zu den Stücken passen.
Auch kann ich knurren nur und bellen
statt neue Wörter herzustellen
wie etwa „Locus-iste-Blick“
und dann den „Emotionenkick“.
Mit dem „Fronleichnamsblumenwerfen“
will er die Fröhlichkeit verschärfen.

Gern denkt er so wie ich ans Fressen,
das niemals sei zu karg bemessen,
sei es „Salat der Konsonanten“
für Profis und für Debütanten,
sei’s „Emmentaler Partitur“
und Blutwurst, die aus Nudeln fuhr.
(Dafür hab ich wie alle Viecher
natürlich einen b’sondern Riecher.)
Spaghetti scheinen überhaupt
zu sein, woran der Niki glaubt,
und spielt der Chor ihm einen Streich,
so sagt er nur: „Es liegt an euch.“

So wie ein Hund mitunter räudig,
ist er meist „wunscherfüllungsfreudig“
und hält, damit was weitergeht,
bereit ein „Zwerchfell-Lunchpaket“.
Mein Herrl nennt ihn den „Comforter“
und dafür geb auch ich mein Wort her.
Nur eines fährt mir in die Beine:
das viele Singen von (Al-)Leine.
Ich Hund, der an der Leine hängt,
fühl mich durch dieses Wort bedrängt.

Hier fehlt nun eine kleine Brücke,
doch ihr verzeiht den Mut zur Lücke.

Der erste Ausflug galt den Kräutern,
die man uns wollte auch erläutern.
Herr Zemanek hat das gebüffelt –
ich habe mit Genuss geschnüffelt.
Das ist uns Hunden ja zueigen,
dass wir uns tief nicht müssen neigen.
Am liebsten hätt ich zugebissen
auf Schnauzenhöh in die Melissen,
auf Minze und auf Thymian,
doch zog man da die Leine an.
Dass man mich zerrt an meinen Haxen:
Dagegen ist kein Kraut gewachsen.

Vielleicht hab ich mir’s zuzuschreiben,
dass brav ich musst’ zu Hause bleiben
bei jeder weitern Exkursion
hinaus in die Genussregion.
Der größte Vogel – hab ich Recht? –
ist hier ja des Genusses Specht.
Er stand auch in der Folge Pate
bei manchem Ausflug, den Renate
und Wolfgang Organisatoren
für diese Woche auserkoren.

Habt Dank, dass ihr die Leut beglückt
und die Genuss-Card habt gezückt!
So kamen sie zum Specksteinschleifen,
und auch beim Durch-die-Landschaft-Streifen
war immer der Genuss präsent.

So säumt die Hirschbirn, die man kennt,
den Weg zum Haidenwalder Turm,
in dessen Holz sich übt der Wurm,
und es erlauben auch zwei Esel
den sonst verpönten Reim auf Pesl.

Mir selbst ist auch verwehrt geblieben,
wie sie’s am Waldlehrpfad getrieben.
Dort hat verletzt den Pfarrer grob
das keltisch Bäumehoroskop;
sein Datum sei nicht angeführt.
Vielleicht hätt ich’s ihm aufgespürt.
So sehr ihn das verärgert hatte,
genoss er dann die Hängematte,
die zwischen Bäumen aufgespannt
und wartet, dass sie angewandt.
Sie steht ihm ganz gewiss auch zu,
denn scheinbar nur setzt sich zur Ruh,
der die Gemeinschaft einst begründet.
Sein Ruhm sei auch von mir verkündet!

Doch nun noch rasch zum letzten Ausflug,
den leider mir die Herrschaft ausschlug.
Ich durfte auf Geheiß der Feu-
chtenhofer nicht zum Toni-Bräu.                                 
Die beiden haben gleich gerochen:
Hier wird für mich zu schnell gesprochen.
Die Waclawek, stets auf der Höh,
bezeichnet das als Logorrhoe.

Nicht nur des Biers Temperaturen
die AMF-ler dort erfuhren.
Vielmehr es wird von Kindesbeinen
beziehungsweise Nierensteinen
der Werdegang des Biers erzählt
und die Mischpoche aufgestellt.
Selbst unsres Thomas Zusatzfragen
nicht an Frau Hofers Ego nagen.
Der Schwager geht ihr auf den Keks
und einmal kam Kollege Rex,
als im Pyjama, unerhört,
um zehn Uhr sie ward aufgestört.
Das Pupperl stößt an seine Grenzen
nur bei den Grazer Konkurrenzen:
Was China ist für’n Dalai Lama,
das ist für sie das Puntigamer.
Es endet dieser Wasserfall
erst, wenn gefüllt die Kassa prall.

Nun aber drängt mich auch die Zeit,
schon seid zum Feiern ihr bereit.
Drum ohne dass daran ich feile,
sei angefügt in aller Eile
zunächst ein Wort zu diesen Glocken,
die mich hier reißen aus den Socken.
Warum in hiesigen Gefilden
die Glocken läuten wie die Wilden?
Drohen wieder die Osmanen
oder nur die Restgermanen?
Gibt’s gar in Fürstenfeld Revolte,
weil man dort nicht mit Hartberg wollte?

Es las der Peter sehr behände
vom ersten seiner Dichterbände.
„Landnahme“ ist das Werk genannt,
im Herbst ihr haltet’s in der Hand.
Schon unter „Sommerfeld“ ihr findt’s
in der „Bibliothek der Provinz“.

„Sem vergonha“ ist schon da
und stolz sind Mama und Papa
auf  Niki, der sie produziert
und sich mit Freunden profiliert.
Man kriegt die schmissige CD
beim Niki, das versteht sich eh.

Zuletzt sei hier noch angeführt:
Es haben fröhlich jubiliert
vier Sängerinnen und ein Sänger
280 Jahre, länger
als bis zur bloßen Mitternacht.
Der König hat sich eingebracht
mit einem Spruch – der ist kein Trottel:
„House of Commons, where’s the Bottle?“

Nun zieht ihr wiederum aus Pöllau
heim nach Wien und in den Pröllgau.
Kehrt wieder hier zum Töneklauben,
es wird euch nicht die Kräfte rauben!
Das bellt euch allen, Mann und Frau,
von Herzen zu die Nanni. Wau!“

Wolfgang Bahr

Gästehaus JUFA Pöllau
Samstag, 18. Juli 2015, 21:25 Uhr

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