42. Singwoche
Kiritein 2013

Der rote Faden des Berichts
und obligaten Schlussgedichts
ist diesmal eine kleine Führung,
die uns gestattet die Berührung
all unsrer werten Chorpersonen
an Hand der Zimmer, wo sie wohnen.

Die Gästezimmer einzuteilen
und daran bis zum Schluss zu feilen
oblag zumal in diesem Jahr
dem Wolfgang und der Martha Paar,
denn es verzichtet die Renate
für diesmal auf die Kemenate.

Die meisten kriegen so wie immer
auch hier die angestammten Zimmer
und offen bleibt die alte Frage
bis in die allerletzten Tage,
ob Hannes Pesl, dieser Wicht,
nun komme oder komme nicht.

Der erste Raum wird nicht betreten,
doch wird von ihm aus man gebeten
sich einzuchecken in dem Schloss.
Geändert hat sich hier der Boss –
Herr Vlasatý ist nicht mehr da,
jetzt kommandiert Frau Veselá.

Zur Seite steht ihr die Frau Buchta.
Sie ist zumeist, wenn man sie sucht, da,
und ist sie doch auf Urlaub weg,
gibt’s immer noch Herrn Sedláček.
Per Kamera wird überwacht
und von dem Pass ein Scan gemacht,

damit man sich beruhigt in Brüssel.
Achtgeben heißt es, wenn die Schlüssel
vergeben werden an die Leute.
Zum Gaudium der frommen Meute
soll teilen sich die Karin Hammerl
mit dem Franz Ernst im Schloss ein Kammerl.

Doch sei die Sach’ nicht aufgebauscht:
Zwei Schlüssel wurden bloß vertauscht;
es lässt sich halt bei ihnen schlecht seh’n,
was neunzehn ist und was ist sechzehn.
Doch Schluss nun mit der Rezeption,
es warten andre Räume schon.
Aufs Neu erweist als eine Bestwahl
sich hier in Kiritein der Festsaal.
Hat man mit voller Leibeskraft
sich Eintritt durch die Tür verschafft,
so öffnet sich ein lichter Raum
und auch an Luft es mangelt kaum.

Hier kann man trefflich Reigen tanzen
und Ulmen oder Bäumchen pflanzen.
Cornelia gibt das Tempo vor
dem morgendlich noch lahmen Chor
und auch von Sigrid angeleitet
derselbe dann zum Singen schreitet.

Dort wartet auf die Sängerschar
schon Niki, unser Rising Star.
Er weiß schon manches de profundis
und jedenfalls, was für uns g’sund is.
Zum Beispiel frischt die Abklatschrunde
uns auf zu morgendlicher Stunde.

Man ist noch kaum aus dem Pyjama,
da heißt’s bei ihm schon „Dschamajama“
und abends legt man sich zur Ruh
mit „Sojaso“ und „Dujadu“.
Thematisch wird jetzt eingesungen
und herzhaft hin- und hergesprungen.

So manche Körperhaltung hat ja
bei ihm was von dem Bodhisattva:
Man mache seinen Körper lang
als Stütze für den Chorgesang.
Bei Niki hat das schon gewirkt,
von uns ist es noch nicht verbürgt.

Und klingt so mancher Flatterton,
als wär’ er von Nick Knatterton,
weist mit „Wird, wird“ und mit „Nicht schlecht“
der Niki uns zu Recht zurecht –
ist auch ein jeder, selbst wenn’s spat is,
ein homo bonae voluntatis.

Auch nimmt er nebst dem rechten Ton
sich an der Artikulation
und nebenbei der Heimatkunde.
Er sagt, wenn in der Sängerrunde
wer schlampig vom „Wott Gottes“ spricht,
nur: „Prottes kenn ich, Wottes nicht.“

Da heuer unser Pfarrer Franz
nicht weilen kann in Křtiny ganz,
so bleibt’s den andern überlassen
zu steuern all die Klangesmassen.
Nicht bloß In-seinen-Schuhen-Schlapfer,
sie alle schlugen sich gar tapfer,

durchaus mit eigenem Profil
und anderm Weg zum selben Ziel.
Gemeinsam ist jedoch der Trend,
dass man sich von der Kleidung trennt.
Noch wagt man nicht sich auszumalen,
was kommt nach Abwurf der Sandalen.

Bei Werner ist der volle Einsatz
noch nie gewesen ein Gemeinplatz.
Auch heuer hat er nicht gespart
und trägt die History of Art
auf seinem Leiberl nebenbei.
Dem Werner ist nichts einerlei.

Auch Herbert ist ein Knobel-Knobel
nicht nur, weil es sich reimt auf Strobl.
Die Martha hat sogar den Mut,
wenn etwas nicht uns liegt im Blut,
dies unumwunden zuzugeben
und doch das Beste anzustreben.

Bei Raimunds neuen Höhenflügen
kann schwerlich man ihm ganz genügen,
er spart nicht mit Bemerkungen,
doch auch nicht manchen Stärkungen.
So lernt ein jeder von dem andern
beim Durch-die-vielen-Zimmer-Wandern.

Im Jagdsalon im zweiten Stock
an Wänden hängt von manchem Bock
ein Krickerl, das ein Abt geschossen.
Von uns ward in dem Raum begossen
ein Jubiläum, welches rar:
Im Pack vierhundertdreißig Jahr

es zählen sieben der Personen,
die derzeit in dem Schlosse wohnen.
Hier leider muss ich aber passen
und einer Fußnot’ überlassen
die Namen aller Jubilare
und jeweils ihre Lebensjahre.

Die Damen nur sei’n hier erwähnt.
Cornelia zum Fest ersehnt
sich einen neuen Vorderzahn
und geht das ganz entschieden an.
Des Tones Höhe so zu halten
und auch den Text noch zu gestalten,

das lässt die Hörenden erstaunen.
Nicht minder aber ist das Raunen,
als auch die Eva solo singt
und Loewes „Uhr“ zum Vortrag bringt.
Jetzt ist geklärt auch, warum sie
gebraucht hat eine Batterie.

Nach dieser stand allein ihr Sinn
beim ersten Ausflug, dem nach Brünn.
Bei wunderbarem Sommerwetter
die Spillerner und Donaustädter
geruhsam durch die Altstadt wandern,
die einst besiedelt ward von Flandern

und mannigfachen Nationen.
Da könnte man gemütlich wohnen,
auf das Vergangene vergessen
und so wie wir den Drachen essen.
Es pfeift und schmeckt am Freiheitsplatz
zu guter Letzt dann Mährens Spatz.

Der zweite Ausflug, gut gelaunt,
galt einmal noch dem Underground.
Das Höhlenlabyrinth von Sloup
in Cinema- und Miniscope
in eine andre Welt entführt
und allen Allmachtswahn düpiert.

Der Bach, der ohnehin nur trickert,
dort zwischen Felsen ganz versickert
und Bergmilch an der Mutterbrust
trank wohl der Führer voller Lust.
Dieweil er wunderbar böhmakelt,
man fragt sich, was er da orakelt.

Was für die Sänger ist der Psalm,
das sind für ihn die Grafen Salm
und blicken lässt er von den Brücken
hinunter in des Berges Lücken.
Der Chor zum Glück das Grölen mied
und sang sehr schön ein Höhlenlied.

So dunkel es da drinnen war,
so in der Kirche hell und klar,
in die wir uns danach begaben,
um auch die Seele noch zu laben,
gehört es doch dazu in Mähren,
die Gottesmutter zu verehren.

Doch ließ uns dieser fromme Ort
nicht ohne Überraschung fort:
Heißt es in München „Trinke Spaten“,
so gilt in Sloup das „Kauft Oblaten“.
Um immer mehr von diesen rennt
durchs Gotteshaus denn der Student.

An dieser Stelle brech ich ab.
Die Zeit geworden ist mir knapp,
es setzen mir schon an das Messer
die ungeduld’gen Nuri-Esser.
Drum ohne dass ich dran noch feile,
ich halte fest in aller Eile,

wie sehr in unser Herz wir schließen,
die nicht mit uns am Tisch genießen.
Sie sind uns nah in Stockerau
und in Korneuburg, Mann und Frau.
Und seid bedankt, es war so fein
mit euch zu sein in Kiritein.

Dem Pfarrer aber, der’s begonnen
und diesen Faden fortgesponnen,
sei hier noch einmal gratuliert,
nicht nur, weil er grad siebzig wird.
Gott sei mit dir, wo du auch immer,
in diesem und in jedem Zimmer!

Zugabe:
Ich sage dies nur: Gott erhalte
uns Pesl junge, Pesl alte.

Wolfgang Bahr

Schloss Křtiny
Samstag, 13. Juli 2013, 22:05 Uhr

 

Fußnote: Den 60. Geburtstag feiern 2013: Wolfgang Lausch, Wolfgang Paar und Peter Schabauer (die pädagogische Fraktion) sowie Hans Feuchtenhofer, Cornelia Feuchtenhofer und Eva Waclawek (die medizinische Fraktion). Franz Forsthuber wird am 9. August 70 und lädt ein zum 5. Jahrestag der Weihe der neuen Kirche in Oberrohrbach am Sonntag, dem 29. September (Probe um 13, Gottesdienst um 18.30 Uhr).

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