39. Singwoche
Sooß 2010

 
Es prägt dies Land gewiss auch ohne 
Dichand weiterhin die „Krone“.
Drum will ich diesmal statt zu dichten
im Stil der „Krone“ euch berichten,
was in dem Jahr zweitausendzehn
in Sooß so alles denn geschehn.
Es ist für euch so nebenbei 
ein Kurs, was Journalismus sei
mit allen seinen üblen Tricks
wie Nutzung eines Augenblicks,
ungeheurer Übertreibung
und fast sadistischer Beschreibung.
Fehlen darf zuletzt auch nicht
des Blatts politisches Gewicht
und andrerseits gehört zur Tücke
des Handwerks auch der Zwang zur Lücke –
dem Leser bleibt zumeist verborgen,
worum sich Journalisten sorgen.
Drum seid mir bitte allzu gram nicht,
wenn mir was passt in meinen Kram nicht,
weil es vom Platz her nicht mehr geht
und weil es dafür war zu spät. 
 
Beginnen will ich mittendrin.
Wonach steht wohl des Lesers Sinn?
Der liest halt gern von Prominenten,
und wären es nur Zeitungsenten.
Ein kurzer Titel legt die Lunte,
womit die „Krone“ wie die „Bunte“
mit Hilfe ihrer Redaktion 
die Leser lockt zur Sensation.
 
Zum Beispiel liest man ganz verwundert:
„Fachschule Sooß – gemeinsam hundert“.
Ein Foto zeigt uns Lisbeth Czinck
und Eva Ruff beim Partydrink.
Die hatten sich gedacht „Das trifft si“
und feierten ihr Fifty-Fifty
mit den erbetnen Seitenblicken
und, wie es sich dafür tut schicken,
in einem Schlosspark und mit Sekt –
die „Krone“ hat es prompt entdeckt. 
 
Vom Volk verschlungen wird gewiss
auch „Pesl-Opa: Bänderriss“.
Erst scheint der Hannes zu verbluten
in grauenhaften fünf Minuten,
von denen Augenzeugen reden,
doch dann beruhigt es einen jeden,
wenn stellt die Diagnose dar
vom „Lorenz Böhler“ der Primar.
Ein Zuspruch auch nicht fehlen darf
von seinem Chef, dem Michel Scharf.
Der schreibt: „Das ganze Pastoralamt
heut Nacht von deiner großen Qual tramt
und ruft dir zu trotz deines Wanstes:
Kopf hoch nur, Hannes, denn du kannst es.“
Ein Foto schließlich zeigt ihn stark
mit Krücken schon beim Telemark.
 
Nicht verzichten kann die „Krone“
auf  „Wenn der Vater mit dem Sohne“.
Der Hannes und der Nikolaus,
die füllen eine Serie aus.
Wie sich die beiden übertrafen
beim täglichen Stafettenschlafen;
wie sie mit Doppelconferencen
trotzten ihren eignen Trancen
und schließlich taumeln durch New York,
das war nun wirklich große Klasse
und füllt der „Krone“ ihre Kasse.
 
Dieweil der Senior das Wort
zum Sonntag schreibt und ebendort
vertritt den guten Christoph Schönborn,
der Junior ist mit die Tön vorn
am kulturellen Donnerstag,
der in der „Krone“ Niederschlag
natürlich findet im Feuilleton.
Dort heißt es von dem Pesl-Sohn,
es sei „der junge Jaguar
in diesem Jahr der Shooting-Star.
So souverän singt er Scarlatti,
als führ er einen Maserati.“
Doch auch die andern, die beteiligt,
von dem Reporter sind geheiligt,
zum Beispiel die „Drei Orgelpfeifen“
und jene, die zu Büchern greifen. 
 
In Meggie Entenfellners Ecke
geht’s diesmal nicht um Hund und Zecke, 
sondern um die Fledermaus,
die unversehens in das Haus 
bei Tageslicht hereingejettet
und hier von Romy ward gerettet.  
 
Breiten Raum in Bild und Wort
nimmt in der „Krone“ ein der Sport.
Die Seite, das ist ausgemacht,
wird mit Forsthubern aufgemacht,
auf dass der Leser ihn erlebe
zum ersten Mal als „Herrn der Stäbe“.
Er dreht sie immer schnell und schneller
mit seinen Händen wie Propeller,
und kommt die Kompanie ins Bild,
wie sie mit Stäben fuchtelt wild,
so denkt erschrocken sich der Barde:
Jetzt hat er seine Schweizergarde.
 
Ein andres Foto von Gymnastik
zeigt ihn, als wäre er aus Plastik,
roboterhaft die Schultern heben 
und ungewohnten Ausdruck leben:
Nachdem der echte Michael weg schon,
Forsthuber ist der neue Jackson.  
 
Weil schon der Redaktionsschluss droht, 
wird rasches Handeln zum Gebot
und oberflächlich recherchiert, 
was manchen Fehler dann gebiert.
Zum Beispiel Anlass gibt zum Spaß 
ein Dichter Hubert Osterhas
und ebenfalls beschränkt nur fromm
ein Spanier José Shalom.
Den Tiefblick in den stillen Zecher
gewährt gewiss auch der Versprecher 
„Alkohol Israel“. Doch nein,
ich werfe nicht den ersten Stein, 
wenn beim Gesange die Gedanken
geraten manchmal arg ins Wanken … 
 
Schon wird der Laden dicht gemacht – 
es ist bedrohlich zehn vor acht –,
da wird noch rasch für Seite drei
gesucht das schönste Konterfei.
Zumal bei solcher Affenhitze
genügen nicht die Geistesblitze.
Es geht ja hier – ihr wisst es eh –
auch um das tiefste Dekolleté.
Wer allerdings gemacht das Rennen,
vermag ich hier nicht zu benennen … 
 
Was aber wird im Blatt zuletzt
auf Seite eins ins Bild gesetzt?
Es siegt in einer smarten Wahl
ganz klar der „Mord im Gartensaal“.
Ein Foto zeigt mit Notenheft
die Gerti bei dem Mordsgeschäft,
wie sie, von Bremsenhass bewegt,
der Bremsen eine grad erschlägt.
Die Wiederholungstäterin,
so steht’s in dem Artikel drin,
sei eine nur von vielen Tätern,
darunter manchen frommen Betern.
Erkennbar seien die Komplizen 
daran, dass sie sich niemals siezen
und selber von „Mordsgaudi“ sprechen,
wenn sie zusammen abends zechen.
Auch ist die Auswahl ihrer Lieder
alles andere als bieder.
Sie neigen sehr zum Kriminellen,
sei’s in dem Tango nun, dem schnellen,
sei’s nun verkappt bei Heinrich Schütz,
wo „multo crimine“ zunütz
dem Untersuchungsrichter ist,
um aufzudecken ihre List.
Und da die „Krone“ keine Mittel
scheut, so muss als Untertitel
den Ruhm der Redaktion vermehren
ein lapidares „Flucht nach Mähren“.
 
Ein Wolfgang P. wird da zitiert,
der von sich aussagt ungeniert:
„Im nächsten Jahr im Juli bin i
in Kiritein, auf Tschechisch Křtiny.“ 
Er ist, so der Komplottaufspürer,
unzweifelhaft der Rädelsführer
zusammen mit Renate R..
Dahinter steht der Pate, Herr
f.f. – und hier beginnt’s zu schillern – 
als graue Eminenz von Spillern.
Der hat mit Frau Maria N. 
(der Leser fragt: Wer ist das denn?) –
und Anton G. einst ausgeheckt,
was hinter jenem Kürzel steckt,
das wie das AEIOU
die Forscher nimmer lässt in Ruh.
Dank „Krone“ ist das AMF
des sagenhaften Herrn f.f.
ab nun enträtselt endlich ganz:
Es lautet: Alle Mögen Franz! 
 
Nur einer fehlt noch in dem Reigen
der „Krone“-Schreiber, die nicht schweigen
können und den Blattverkauf
noch steigern, weil sie noch eins drauf
zu legen wissen und haun hart hin.
Es ist, ihr wisst es, der Wolf Martin. 
Ihm sei das letzte Wort belassen
an uns und an die Menschenmassen:
 
„Man muss den üblen Mordsgesellen
beizeiten feste Fallen stellen,
denn wer ermordet heute Bremsen,
geht nächstens los auf unsre Gämsen,
und morgen schlägt den Garten kahl,
der mordet heut im Gartensaal.
Drum laut und ohne Stimmungsmache
schließ ich mit: Österreich erwache!“
 
 
Wolfgang Bahr
 
 
Schloss Sooß
Samstag, 17. Juli 2010, 20:04
 
 
 
Eintragung ins Gästebuch:
 
Diesmal war es für uns ein Rekord: 
Sechsmal sind wir schon am selben Ort.
Das heißt auch: Wir sind zurückgekehrt,
denn eine Regel uns verwehrt,
öfter als dreimal in Folge zu bleiben.
Wenn wir es jetzt also anderswo treiben,
so schließen wir also gewiss nicht aus
einst wiederzukehren in dieses Haus.
Nicht nur der Falke weiß genau:
Man nistet gut in diesem Bau!

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