38. Singwoche
        Sooß 2009

Am Ende unsres Sooßer Singens
kommt die Bilanz nun des Gelingens.
Hat ausgeschlafen seinen Kater
der Organisationsberater,
so stellt er sich und uns drei Fragen,  
die sollen abends an uns nagen.

Zuerst: Was wurde abgeschlossen
und wird noch heut mit Sekt begossen?
Danach, so fragt er: Was wird bleiben
von unserm Sommerfaschingstreiben?
Und drittens schließlich: Was bleibt offen
und lässt sich nächstes Mal erhoffen?

 

Als Erstes also die Vollendung.
Es ist ja unsres Chores Sendung
zunächst zu singen für uns selber
und erst danach für all die Kälber,
Ochsen oder simple Schafe,
denen wir als Ohrenstrafe
beim Sonntagsgottesdienste singen.
Und selbst wenn die die Hände ringen  
beim Untergang im Tönemeer,
beim Isaac-Opfer allzu sehr –
wir haben unser Werk vollbracht,
auch wenn wir dafür ausgelacht.

Dasselbe gilt vom Liederabend,
bei dem man, seine Scheu begrabend,
versuchte mit den eignen Stimmen
Netrebko-Höhen zu erklimmen.
Wie hält das unser Nikolaus
mit seinem scharfen Blick wohl aus?

Zumindest ward Tribut geleistet
(verflucht, wer sich dabei erdreistet
zu widersprechen) den Regenten
des Jahres auch mit Instrumenten.
Ob Haydn oder Mendelssohn –
schon nimmt der Franz uns in die Fron.
Es seufzt der Wolfgang am Piano,
wenn Franz ihn anspricht: Des jetzt aa no!
Nur bei der Ausles’ er sich weigert,
dass er sich afrikanisch steigert,
denn Rakanaka, dieses weiß er,
ist schön, doch auch ein Beuschelreißer.
Auch literarisch ward getafelt
und keinesfalls herumgeschwafelt.
Da ward manch Textjuwel entdeckt
und obendrein Talent geweckt,
das, wenn man nicht wie hier drauf kummert,
in unsrer Runde friedlich schlummert.
 
Wenn wir vom hier Erlebten sprechen,
so nicht allein vom späten Zechen
und vom verwehten Partyzelt,
nein, auch von dem, was hart mir fällt:

Es schlug der gute Gott den Gong
und rief die Margit vom Chi Gong
ans Totenbett der Mutter heim.
Ihr sei gewidmet dieser Reim.

 

Doch nun als Zweites zu den Lehren
und dem, wovon wir lang noch zehren.

Ein Hund der Rasse Labrador
mit dem Abrakadabra-Chor
ist durchaus friedlich zu vereinen,
mag es zunächst auch anders scheinen.

Das Gleiche gilt für den Retriever: 
Im Probenraume lief und schlief er
und kam in Ohne-Sorgen-Robe
sogar zu einem Morgenlobe.

Auf dass sie ihm die Zeit nicht stehle,
der Feuchti seine „schwarze Seele“
jedoch der Conny anvertraute,
als sich bei der zusammenbraute

ein Fieber. Sommerlust gewonnen,
der Pneumonia knapp entronnen:
So bilanziert der Wolfgang Paar,
für den der Einstieg mühsam war.

Und einen schmerzlichen Reim, Leuteln,
ergeben entzündete Schleimbeuteln.
Das gibt uns heuer mit die Traute,
der lang vor jedem Schritte graute.

Im Frau-Direktor-Sommer-Schloss
im Jahre, das zuletzt verfloss,
manch Neues ward schon installiert,
doch wird noch weiter renoviert:

Kaum dass des Morgens kräht der Hahn,
strebt himmelwärts der Hebekran,
um, wie lässt sich das so darstellen,
zu montieren weitre Solarzellen
und irre lange Blitzableiter.
Vielleicht auch für die Witze weiter …

Doch nun nach den Erlebnissen
zu weiteren Ergebnissen:

Im ganzen Niederösterreich
nach unsrer Heimkehr allsogleich
durchbricht der Küche Einerlei
das wie in Sooß pochierte Ei.

Es hilft gewiss bei einem Flirt
des Hannes „Christus-schauen“-Shirt
und warnend vor dem End der Story
wirkt Werners Hemd „No pain – no glory“.

Auch ist’s dem Werner zu verdanken,
dass fielen weitre Länderschranken.
Nach karntnarisch gsunga, karntnarisch g’red’t
wird jetzt auch karntnarisch g’lesen und bet’t.

Der Ausdruck Tuttelputzelen
ist wahrlich zum Verwutzelen,
und wem der Sinn nicht gleich ist klar,
schlag nach im Bibelkommentar.

 

Doch nun, vom Singen abgehetzt,
fragt uns der gute Coach zuletzt:

Welch Rätsel ward noch nicht gelöst
und seiner Rinde nicht entblößt?

Die Fragen, die wir zu uns raunen,
sie mögen andere erstaunen,
doch sollten wir uns ab nicht seilen.
Um gleich bei Bäumen zu verweilen:

Wie taten es die Ahnen deuten,
dass jährlich sich Platanen häuten?
Dies fragt sich der Gedichtverfasser,
denn niemals war das Häuten krasser.

Editha, die zehntausend Volt
Tribut mit einer Rötung zollt,
fragt mich, als ob ich sprachlich fest bin:
Warum gibt’s nicht zum Gast die Gästin?

Die Ärztin Eva fragt den Tross,
warum die Schallaburg ein Schloss?
Sie tritt damit Lawinen los,
denn was ist dann als Nächstes Sooß?

 

Man sieht: Noch manches harrt der Antwort. 
Wir fahrn vom Gottesdienst gebannt fort
aus Steinakirchen in die Heimat,
als ob sich dort gleich alles reimat.

Der Organisationsberater
für all dies kennt den Rat: Er
offeriert sogleich euch cool
ein weitres Therapiemodul.

Am selben Ort, zur selben Zeit
hält er sich nächstes Jahr bereit,
euch musikalisch abzuschröpfen
und, wenn erforderlich, zu köpfen.

Doch keine Angst, dass er das tut,
er sagt statt dessen „Es war gut“
und plant schon jetzt für in zwei Jahren,
wohin wir etwa könnten fahren.

Es zählen ja die Therapeuten
zu den am meisten süchtgen Leuten,
und Franz, der Wolfgang und Renate,
die diesem Unternehmen Pate
stehen, sind von dieser Rasse.
Auch wenn nicht klingelt ihre Kasse:

Ich kann die Therapie empfehlen
den weißen wie den schwarzen Seelen.

 

Wolfgang Bahr 2009

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