Singwoche 2008
         Sooß


Im Angesichte des Fakirs
erwartet ihr die Souvenirs,
doch wie ich wollte das Gedicht –
in voller Länge kommt es nicht.

Zwar mangelt’s diesmal nicht an Plänen,
doch an der Zeit zurückzulehnen
am Notebook sich und loszudichten.
Stattdessen riefen Kathpress-Pflichten

und dann, zur Rettung meiner Ehre,
kam mir ein Bischof in die Quere.
Mögt ihr wie ihm auch mir verzeihen,
er kommt ja aus den eignen Reihen.

So gibt es also grobe Brocken,
Blitzlichter bloß wie Wolfgangs Socken,
den Zweikampf Schweifer gegen Seher
und unser aller Liebling Lea.

Damit er uns nicht quäle arg,
der Hannes zeigt den Telemark
und freut sich über jedes Ballglück,
kommt, wie er’s will, des Chores Schall z’rück.

Er lehrt geduldig uns, wie toll is
von Palestrina das „Qui tollis“,
und wenn’s gelingt den Chorkanaillen,
verleiht er Tapferkeitsmedaillen.

Auch nimmt sich Hannes an des Ammon,
so wie der Wolfgang Paar des Mammon.
Die Ammoniten, echt ver-steinert,
sehn zu, dass nicht der Ruhm verkleinert,
vielmehr entdeckt wird dieses Meisters
und sonntäglichen Diensteleisters,
der wie der Ammon im Gebet
drum morgen am Programme steht.

Natürlich ist auch alles drinna
wie immer bei dem Palestrina.
Da kämpft der Hannes um sein Leben,
und dass wir unser Bestes geben.
Er zwingt sogar – das sah man nie –
den Franz zum Flöten in die Knie.

Im Angebot der Multimedia
man findet jetzt auch Nikipedia:
Es holt aus seinem Keyboard raus
ein Donnergrollen Nikolaus.
Er hilft dem Schütz auf seine Beine
und denkt vermutlich sich das Seine.

Mitunter gibt’s auch ein Joint Venture
im Buhlen um des Chores Mentscha;
s’ ist auch der Sohn des Vatters schorf
auf den Erfolg in Stattersdorf.

Der Raimund, dies ist längst empirisch
bewiesen, singt am liebsten irisch.
Hingegen wird beim Zehetbauer
er boarisch grob und krempelsauer,
denn will man trinken süßen Wein,
muss der auch ausgegoren sein.
Erst nach dem Fuchteln mit den Händen
weiß er den Sängern Lob zu spenden.

Von uns ihm Dank jedoch gebührt,
dass heuer er Regie geführt,
nachdem aus Spillern er vernommen,
was unser Regens abbekommen:

Nicht zu umgehn ist ja im Reim
des Franz Forsthuber Kehlkopfkeim.
Zum Glück tritt der den Rückzug an –
bald singen wieder kann der Mann.

Kein Wunder bei so vielen Badern,
die, weil wir hier sie nicht vernadern,
uns nicht wie andere bestreiken
und Wolfgang, Franzen oder Heiken
verarzten sowie freundlich warnen,
wenn Säuren sich in Früchten tarnen.

Hingegen keine Baderwurz
verhindert’ den Regierungssturz;
im Gegenteil, sie löst’ ihn aus
und schickt den armen Gusi z’Haus.

Nach solchen Taten ist’s verständlich,
dass Kraftreserven nicht unendlich.
Indem die Eva länger schlief,
erspart’ sie sich auch Sängermief.
Die morgendlich beklopften Sänger,
sie schliefen gerne alle länger.


Es überrascht uns diesmal gar mit
Chi-Gong, anstatt zu malen, Margit.
Shen Toa hingegen klingt nach China
und reimt sich prächtig auf Katsina,
doch stammt es aus der Buckelwelt:
Damit man, was man will, erhält,
man muss dem vorgesetzten Mentor
mit Pokermiene eben schen toa.

Im Schlosse zwischen Melk und Mank
steht alles bestens, Gott sei Dank.
Beständig wird rundum erneuert
und dabei maßvoll nur verteuert.

Zunächst erschien es manchen komisch
zu singen schaukelnd ergonomisch,
doch lässt sich grad auf Schaukelstühlen
das Mütchen eines Sängers kühlen.

Was sonstwo Grund zum Klagen schafft,
das funktioniert hier sagenhaft:
Es gibt nach Ammon Blasius
zu Mittag Fisch Pangasius,
und ist es eines Gastes Wille,
gibt’s andres etwa für Sibylle.

Im Gartensaal, dem schönen Chordach,
verwirklicht Franz sein Oberrohrbach:
das messgerechte Oval Office,
mit dem beim Bauamt so viel Zoff is.

Der Stephan nimmt es hin gelassen
und feiert statt mit Menschenmassen
im kleinen Kreise Liturgie.
Er stellt die Frage nach dem Wie
der Kirche in den Zukunftszeiten,
in die wir nolens volens schreiten.
Wo wird heut Hoffnung angeboten?
Das war so schnell nicht auszuloten,
doch denk ich schon, dass AMF
ist so ein Hoffnungsträgertreff.

So manchen hat’s in bittern Tagen
im letzten Jahr die Red’ verschlagen.
Sie wissen doppelt wertzuschätzen,
dass wir uns hier zusammensetzen
und über all die üblen Sachen,
indem wir singen, wieder lachen.


Wir danken jenen, die’s begleitet
und schon seit Langem vorbereitet:
dem Wolfgang, grüßend seine Martha,
die so wie andere nicht war da;
Renate, der es war verwehrt
zu kommen, wie es sich gehört.
Und unserm Franz, der fertig hatte,
bevor der Keim ihn auf die Matte
gestreckt, die neuen Liedermappen,
nach denen bei der Ankunft schnappen
die AMFler wie die Lea.
Die weiß zwar nichts von die Hebräer
und auf die bischöfliche Frage,
wie wäre ihrer Stimme Lage,
verkrault sie stumm sich in die Ecke,
wo Heike zieht ihr eine Zecke.

Nun ist’s inzwischen fünf vor Acht,
die Nuri werden schon gebracht,
und noch um sieben unverhohlen
ward mir ein Thema anempfohlen:
dass Wolfgang heute aufgetaucht,
wo man ihn hätte nicht gebraucht –
aus der Toilette grade komm’ er,
als man der Frau Direktor Sommer
gerad erklärt’, er sei geschäftlich
soeben unterwegs. Recht deftich
sind solche Unterstellungen
und führ’n zu Reimesprellungen.
Jetzt fehlt gerade noch der Gackstein
auf jenem Erker von Burg Aggstein!

Genug, Gesangesschwester, -bruder,
für heuer von dem Reimgesuder!
Die Pointe, die dafür gebührt,
ist, dass ihr selbst euch applaudiert.
Ich habe damit nichts zu schaffen
und strecke meines Wortes Waffen.


Wolfgang Bahr 2008

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