SINGWOCHE SONNTAGBERG 2005

D i e  S i n g w o c h e  –  t r i n i t a r i s c h

Am Sonntagberg schon das Check-in
bedeutet geistlichen Gewinn:
Zimmer gibt’s für Herrn und Damen
(selbst mäßig fromme) mit heil’gen Namen.
Mitunter sieht beim Mittagsschmaus
man gradeaus ins Gotteshaus.
Madonnen steh’n in jeder Nische,
bei Hering denkt man nicht an Fische.
Und wenn des Nachts Gewitter toben,
vermeint man, ist man hier heroben,
inmitten von Naturgewalten
wie Moses Tafeln zu erhalten.
Wen kann es da noch wundernehmen,
wenn unser Franz nach andern Themen
aussucht hier die Trinität,
die uns dann von früh bis spät
verfolgt, wohin wir uns auch wenden
mit unseren Köpfen oder Lenden.

Der Hannes, eben erst genesen
von der Langen Nacht, zum Lesen
von Büchern frommer Theologen
wird von Franz diskret bewogen.
Will man in ihrer Gewaltigkeit
verstehen die Dreifaltigkeit,
meint der Experte Hannes, sollt’ man
sich halten an den Jürgen Moltmann,
und er versucht mit kühnen Bildern
das schwer Verständliche zu schildern.

Doch sind die Seelen nicht zu retten,
gibt’s immer noch die Zigaretten,
vorausgesetzt es gibt dafür
zum Wuzeln passendes Papier.
Wenn trinitarisches Bewusstsein
auch nicht durchdringt ein jedes Brustbein,
wird mindestens der Blick geschärft
bei jenen, welche unbederft;
und wo ein Anlass sich nur findet,
man mit Dreifaltigkeit dies bindet.

Drei Sprachen wurden so verwendet,
Latein und Deutsch mal ausgeblendet.
Auf Englisch, was man leicht versteht,
gepriesen ward die Trinität.
Begonnen kaum, verflog im Nu
das Gloria spanisch aus Peru.
Kein Kroate ward benötigt,
weil Wolfgang sich sofort erbötigt,
was falsch gedruckt, zu korrigieren;
und im Handumdreh’n mutieren
Leute aus NÖ und Wiener
in drei Dutzend Dalmatiner.
Drei auch sind es an der Zahl,
die unterzogen sich der Qual
es gleich zu tun dem Dirigenten
mit ihren eig’nen Temp’ramenten.
Die Martha macht es nördlich mild,
der Werner diesmal südlich wild,
der Raimund kämpft – nicht zu bekritteln –
um jeden Ton mit allen Mitteln.

Drei Ausflüg’ wurden angeboten
um die Gegend auszuloten.
Herr Doktor Maier sehr gekonnt
führt durch Waidhofen, solang’ es sonnt,
und endet mit der Christen Schwächen
in der Kirch’, da Wolken brechen.
Danach empfiehlt sich sehr mit Partner
am Stadtplatz der Konditor Hartner.

In Ybbsitz heißt es sich entscheiden
Schnaps zu trinken oder meiden.
Es schreit geradezu nach Mehling
der köstliche Likör vom Speling,
und ungezählte schöne Dinge
hier schuf so mancher Herr der Ringe
aus Eisen. Wie der Johnny Depp
verwegen ist der Eybl Sepp,
der uns durch seine Schmiede führt
und sich beim Hämmern therapiert.

Dem Regens Chori wird gebracht
ein Smiley, der vom Nagel lacht
und der dem Luther tät behagen
beim Thesen-an-die-Türe-Schlagen.
Es schließt touristisch eine Lücke
zuletzt noch die Erlebnisbrücke.

Ein dritter Ausflug nahebei
führt der Erwachs’nen nur mehr drei
ins Militärmuseum, gleich
einem Trip ins Dritte Reich.
Jetzt reicht es aber mit der Drei,
zum Glück ist manches von ihr frei.

Fünfzig Jahre ward Editha,
und da floss so mancher Liter.
Wechselnde Beträge flossen,
wenn für Klugheit oder Possen
Tantiemen man bezahlte;
einzigartig Margit malte;
hundertmal die Runde machte,
was beim Frühstück bei uns brachte
Franz, das weder Wurst noch Käs’ war:
das „Ave Cäsar, ave Cäsar“.

Am besten kein Mal wäre hin-
geworden seine Lichtmaschin’
dem Wolfgang, den der Lauschangriff
abhielt von dem Plauschanpfiff.
Und gerne wär’ erspart geblieben
der Traute, dass sie fortgetrieben
von der Thrombose ins Spital.
Groß ist die Freude, dass vom Tal
sie wieder ist heraufgestiegen,
bevor wir heute Nuri kriegen.

Voll Freude sei zuletzt vermerkt,
dass Jugend jetzt den Chor verstärkt
und dass auch ält’re Neuzugänge
beleben unsere Gesänge.
Dies stimmt uns froh und lässt uns hoffen,
dass wir noch lang’ nicht abgesoffen.

Nach trinitarischer Betrachtung,
Ekklesiologie-Beachtung
und allgemeinem Dankesagen
für alles, was in diesen Tagen
der liebe Gott uns hat bereitet
durch jenes Team, das uns begleitet,
fehlt nur die Eschatologie,
die Schlussbetrachtung über’s Wie
und Wo und Was im nächsten Jahr.
Da freilich satteln Wolfgang Paar
und die Renate Ripper längst
den startbereiten Singwochhengst,
und wie ich den Forsthuber kenn,
heißt’s „Dobré jitro, dobrý den“
auch nächstes Jahr und mit Programmen,
an denen wir vorüberschrammen.

Auch hier im Hause herrscht der Wille
zu schlucken einmal noch die Pille.
Damit die Küche mag gelingen,
beginnt die Hildegard von Bingen
schon heuer – und ich will nicht spotten –
für uns zu schälen die Karotten.
Es werden – jetzt schon unerreicht –
die Betten noch mehr durchgeweicht,
damit auch nächstes Jahr ich stöhn’
und finde: Es war trotzdem schön.

In diesem Sinne steh euch bei
Gott Vater, Sohn und Heil’ger Gei!

© Wolfgang Bahr 2005

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