SINGWOCHE SOOSS 2002

"Was gibt es Neues?", frug Heinz Conrads,
und diesen Entertainer schon hat’s
gefreut, sich im Applaus zu sonnen,
gereut jedoch, was er begonnen,
sein Lebtag nimmer loszuwerden.
So geht’s auch mir, denn die Gebärden
sind längst geworden Ritual
und manches Witzchen recht banal;
ich kann im Banne dieser Riten
mich selbst nicht immer überbieten.
Drum schickt mich noch beizeiten heim,
habt ihr genug von meinem Reim!

Für diesmal freilich bleibt die Frage:
Was gab’s denn Neues dieser Tage?
Zunächst, und zwar bereits im Lenz,
des Chores Internetpräsenz.
Jetzt hab ihr’s endlich auf der Website,
dass ihr schon dreißig Jahre nett seid
und dass im Chorjahr einunddreißig
ihr wiederum in Sooß seid fleißig.
Anmelden geht jetzt in Sekunden
selbst in den frühen Morgenstunden,
und die Renate ist ganz platt,
wie schnell sie meine Zusag’ hat.
Ein dreifach hoch drum dem Web-Master
aus Poysdorf; Wolfgang, nicht Sepp haaßt er.

Es bringt Erleichterung desgleichen
ein Schlepptopp mit den Excel-Zeichen.
Jetzt kann Renate – soll ich’s loben? –
gar kalkulieren in den Proben.

Und unterm Sitz anstatt von Trüffeln
gibt es jetzt Handys zu beschnüffeln.
Die Jessy ist ganz hingerissen
von diesen neuen Leckerbissen!
Jessy hört an rechten Stellen
man übrigens als Hündlein bellen.
Jetzt ist der Chor genau genommen
erst wirklich auf den Hund gekommen.

Neu sind in unsres Chores Mitte
auch Eva, Heike und Brigitte.
Die Heike löst des Nachts Alarm aus,
beinahe rückt der Ortsgendarm aus,
was bisher Vorrecht des Druiden,
dem diesmal dieses nicht beschieden.
Doch es entpuppt sich die Gefahr
als eine rasch, die keine war.

Zuvor schon hat ein heftig Stürmen
gerüttelt an des Schlosses Türmen.
Die Fenster werden dichtgemacht,
Noten in Sicherheit gebracht,
und alles rennet, rettet, flüchtet.
Doch statt dass sich die Nacht gelichtet,
ist umgekehrt der Strom versiegt.
Kaum dass man freilich ihn gekriegt
aufs Neue, wird sogleich gesungen,
und kühler Wein benetzt die Zungen.
Drum speichert die Gedächtnisbank
den Tag als den von "Sturm und Trank".

Dramatisch – weil dabei wir sind –,
war’s, als verletzte sich ein Kind.
Es reimt sich auf die Rissquetschwunde
wahrscheinlich nur die Quizmatchrunde.
Cornelia ist gleich zur Stelle
als Ärztin für akute Fälle,
von Eva Ruff auch unterstützt,
die den gewünschten Spray besitzt,
sodass Veronika, die Paar,
verbunden wird mit eignem Haar.
Mit andern, die sich einst verhüpften,
zählt sie zum Klub jetzt der Verknüpften.Neues gibt es zu erspähen,
wenn wir das Land ringsum besehen.
Als Erstes fuhren wir nach Schönbüh’l,
dort war es in der Kirche schön kühl,
herzenswarm jedoch, voll Rührung,
des Herrn Konsistorialrats Führung.
Paul Schober ist ein Josefiner:
Er sieht Sankt Josef nicht als Diener,
auch wenn der buckelkraxen trägt
den Jesus, figural belegt.
Wir stiegen ab zum Felsenstrand
über eine Gelsenwand,
und oberhalb der Donauwelle
man sang in der Geburtskapelle.

Der zweite Ausflug führt nach Süden
zu Rittern und zu Kameliden.
Im Autor sitzt die Karawane,
doch auch Franz Ernst nach seinem Plane
per Rad erklimmt die Bergeshöhen,
um Sonderbares anzusehen.
Man findet Rüstungen mit Flügeln
das Tischtuch wartet noch aufs Bügeln,
und es reimt auf Hausstaubmilbe
sich reibungslos nur Ausraubsilbe:
Es dürften ohne Schranken sein
die Preise auf Burg Plankenstein.
So ist der Burgherr Trimbacher
Zugleich ein Gut- und Schlimmmacher.

Ein zweiter bunter Vogel harrt
unsrer auf der Ausflugsfahrt:
Es ist Herr Rappersberger Gerhard,
der über jenen andern herfahrt
und doch mit ihm ist eng verbunden,
dreht er mit Lamas seine Runden;
denn Mensch und Tier einander fand
sich hier zum Lamawanderland.
Jung und Alt sich an den neuen
Niederösterreichern freuen
und werden freundlich angeguckt
statt wie erwartet angespuckt.
Der Mensch hingegen sich verliebt

in die Produkte, die’s dort gibt.
Zum Beispiel einen Lama-Filzhut
sich kaufte Hans, weil er ihm g’fiel z’gut.
Kaum dass die Euro er gebrandelt,
ist er jedoch total verwandelt.
Mit Filz am Kopfe leuchten doofer
die Augen von dem Feuchtenhofer.
Doch kehrt zurück die alte Grütze,
legt ab er seine Lamamütze.
Im Saal wird alles umgedreht
auf sein Geheiß, und besser geht
nach ausgetrickster Wasserader
das Singen dank dem kund’gen Bader.

Womit die Frage angeklungen:
Was ward denn heuer so gesungen?
Zunächst erscheint in zwei Versionen
von Meistern, nicht von Epigonen
das "Also Gott die Welt geliebt".
Auch "Gute Mächte" neu es gibt,
und Texte, deren Quell man kennt,
vertont hat unser Dirigent:
Bei Lehár gibt’s das Vilja-Lied,
bei Franz nie fehlt ein Silja-Lied.
Zuletzt allgegenwärtig ist
auch der Herr Domorganist:
Was in der Tanzmusik der Schani,
ist in der Kirche heut der Plany.
Zum Schrecken seiner Zelebranten
versieht er alles mit Diskanten
und treibt den Chorus von Sankt Stephan
wie jetzt auch den von Herrn f.f. an,
die Hörgewohnheit zu verstören.
Hingegen keinesfalls empören
*will Raimund mit der Air von Bach.
Sogar die Biggy schlägt nicht Krach,
obwohl ganz klar die Strategie,
dass dieses Stück heißt "Air" statt "Sie".

Vielleicht, dass sich noch was bewegt,
denn erstmals sich die Basis regt.
Sie will nicht mehr nach pittoresken
Texten singen auf Biegen und Bresgen
und fordert die Gehaltsverhandlung
vor jeder höhern Tonbehandlung.
Schon seh ich uns am Ersten Mai
am Rathausplatz in Wien dabei,
wo Gusi grüßt beim Sozi-Treff:
Hoch die Gewerkschaft AMF!

Noch ist es freilich nicht so weit,
es macht sich die Gewohnheit breit.
Kaum ist in Sooß man eingetroffen,
die Kisten werden leergesoffen.
Der Sänger bleibt ein stiller Zecher,
und Margit wachelt mit dem Fächer,
wovor dem Franz gelinde graut,
es juckt ja seine Bindehaut.
Doch unbeschadet früh bis spät
Ist seine Chor-Autorität.
Auch Werners karntnarischer Sinn
ist bei den Sängern weiter in,
und dass in diesem Gegendtol
man sih mag treffen noh amol,
das wünschen Dodo, Mama, Papa
und Wauwau sich mit einem Schnapper.
Es stellt die Frage nach "Kuh vadis?"
sich dem ja erst, dem wirklich fad is,
und da dasselbe nicht der Fall ist
und hier die Kuh im rechten Stall ist,
sag ich nur eins – und dann bin still i –
mit Dank an alle: Will i, will i!

© Wolfgang Bahr 2002

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