30. SINGWOCHE
SOOSS 2001
Was ich wohl als ersten Reim tipp’?
Dieses Sooß ist ein Geheimtipp,
in des Wortes Doppelsinne!
Denn zunächst hält jeder inne
und vermutet es bei Baden.
Wir jedoch sind eingeladen
in das Sooß der Melker Gegend,
und für alle ist’s erregend,
wenn auf der A1 sie zischen,
ob die Ausfahrt sie erwischen.
Erst nach mancher Odyssee
kommt man in des Schlosses Näh’.
Dass das Schloss hier spielt Verstecken
hinter Wald- und Wiesenhecken,
hat jedoch auch gute Seiten,
die es gilt hier auszubreiten.
Wie auf einer Meeresinsel,
fern von allem Stadtgewinsel,
taucht man in die Stille ein
bei Sonnen- und bei Sternenschein.
Während anderswo man schuftet,
hier die Schöpfung üppig duftet
und im Paradiesesgarten
wunderbare Früchte warten.
Als Erstes hier ist angesagt
allen Ernstes Beerenjagd!
Es können sich selbst Stachelbeeren
kaum der Jagenden erwehren ...
Auch bei Tisch ist’s wie in Eden,
denn die Kost erfreuet jeden.
Unerschöpflich scheint der Vorrat,
den an Salat man für den Chor hat,
und nur eines scheint betrüblich:
die Tische, niedriger als üblich.
Doch auch dies lässt sich umgehen,
wenn Teller aufeinander stehen.
Der Hannes hat’s herausgefunden –
jetzt kann’s der Bigi wieder munden.
Im Schloss als solchem geht verloren,
wer nicht umgeh’n kann mit Toren,
und es ließe sich verbessern
noch so manches an den Schlössern.
So hört man hinterm Stöckl Traute,
die ansonsten keine Laute,
heftig an das Fenster schlagen
und Gefangenschaft beklagen,
denn die Tür war zugefallen,
und zu öffnen sind die Schnallen
nur von innen (welche Tücke),
nicht von außen an der Brücke.
Verwirrend sind die langen Gänge
und Treppen, doch erfreut die Enge
und Verwinkeltheit des Schlosses
zumal die Jüngeren des Trosses.
Man sieht ja wie in früher’n Zeiten
Kinder Eltern hier begleiten,
freilich schon herangewachsen –
über ihre vielen Haxen
auf dem großen Fußballfeld
manch einer der Erwachs’nen fällt,
und mit sichtlichem Vergnügen
hört man Kinder Eltern rügen.
"Ausschluss", schreit der Nikolaus,
Papa Hannes muss hinaus!
Kein Wunder, dass bei solchen Zeichen
sich ein Sieg kaum lässt erreichen.
Mehrmals sind die Jungen stärker
als die älteren Berserker.
Aber auch beim Musizieren
sind sie nicht zu ignorieren.
Genannt sei aus der Kinderschar
nur die Katharina Paar,
die auf ihrer queren Flöte
spielt als wie die Morgenröte.
Beinahe hätt’ ich ja vergessen
über all dem Spielen, Essen,
dass noch immer unbestritten
die Musik steht in der Mitten.
Und wer will den Herren loben,
dieser muss auch fleißig proben.
Franz Forsthuber – denn so heißt er,
uns’res Chores alter Meister –
setzt vor allem jetzt auf Neues,
dass das Publikum erfreu’ es.
Da ihm also steht der Sinn,
ist Schütz out, Planyavsky in,
und es sticht der wilde Wiener
aus sogar den Palestrina.
Neu ist auch so manche Übung,
um des Klanges dunkle Trübung
wiederum uns auszutreiben;
nicht ein falsches Fis soll bleiben!
Franz lässt zischen uns wie Nattern,
wie Vögel mit den Händen flattern
und macht uns mit dem Panetito
auf schöne Töne appetito.
Er scheut bei den Experimenten
zurück nicht vor den Exkrementen:
Honolulu, Titicaca
verwendet er als Stimm-Entschlacker.
Auch äußert Hans massiv Verdacht,
dass Franz sich jetzt beliebter macht
(auf dass er seine Mängel berg)
mit Liedern für das Engelwerk.
Doch sind im Opus angelorum
nicht bloß drei Engel auf dem Forum,
weshalb ich als Zuwaag euch empfehl’
den Forsti- und den Feuchtiel.
Ganz and’re Sorgen plagen Bigi.
Sie findet’s gar nicht schicki-micki,
wenn Hoffman, Mausberg, Norren, Schuhen
zu übersetzen noch geruhen,
dass Gott im Glauben möge halten
die Brüder nur, wie bei den Alten.
Geschwister muss es heißen jetzt,
damit es Frauen nicht verletzt!
Zum Ausgleich singt man immer gerner
Kärntner Lieder unter Werner,
kennt er doch nicht nur die Kehle,
sondern auch die Kärntner Seele.
Gar mancher hat schon Blut geleckt
an dem Kärntner Dialekt –
das liebe Kontarle: Ab jetzt hat’s
festen Platz in unser’m Wortschatz.
Langsam wird mir Angst und bang:
Das Gedicht ist schon zu lang!
Vieles wär’ noch zu berichten
und in Reimen abzulichten:
von Besuchen in dem Schwimmbad,
wenn die Hitze einmal schlimm g’rad;
von einem Ausflug (so man’s liebet)
via Schallaburg nach Tibet;
und sogar von Hanfprodukten,
die wir kneteten und schluckten.
Auch ließe sich bei Hans von Zöbern
in seinen Diagnosen stöbern.
Sein Motto angesichts der Schrammen
fasst er diesmal so zusammen:
"Verletzte gern verbind mit Mull ich;
den stillen Zechern geb’ ich Bullrich."
Ich jedoch will mich beschränken
und nur Eines noch bedenken,
nämlich, dass es diesmal schwierig,
für uns – sonntags singbegierig –
eine Kirche zu erspähen,
wo wir wären gern gesehen.
Es stöhnt der Konsistorialrat,
der die Qual und nicht die Wahl hat:
"Das gleicht ja einem Hürdenlauf,
wie ich zu den Hochwürden schnauf!"
Die Kirche Loosdorfs ist ein Schatz,
doch zum Singen ist kein Platz.
Es reimt zwar ganz vorzüglich Mank
sich auf Michaela Plank,
doch dort zu singen ist nicht lustig,
weil zu trocken die Akustik.
In Sankt Leonhard am Forst
lugt aus seinem Adlerhorst
im Verbund mit seiner Alten
der Herr Pfarrer ungehalten,
denn er kriegt womöglich Zores
mit der Leiterin des Chores,
lässt er uns am Sonntag singen.
Nein, dort wird es nicht gelingen!
Und darum geht ab die Post
aus Sankt Leonhard am Frost.
Ähnlich ist’s in Ruprechtshofen,
wo nicht warm wird unser Ofen,
denn wenn auch schön die Kirche wär’,
droht doch ein Bischofssekretär,
der womöglich uns dann vorschreibt,
was beim Gottesdienst der Chor treibt.
In Oberndorf ist am modernsten
die Kirche, aber auch am fernsten.
Dafür wird dort Papier gemahlen,
tut man nur ein bisschen zahlen,
und Frau Habinger Renate
steht so manchem Kunstwerk Pate.
Schon halt’ bereit als Reim für Kirnberg
ich die sel’ge Hertha Firnberg,
doch die Kirche wär’ zu klein,
ist auch die Kapelle fein.
Also wird zu guter Letzt
auch nach Kilb noch hingehetzt,
und bei aller Vorsichtswahrung:
Dies ist eine Offenbarung,
denn von allen frommen Plätzen
hierher zahlt sich’s aus zu hetzen.
Es lässt herab zu einem Kniefall
vor dem Pfarrer Franz sich diesmal,
und erschöpft wie nach Camp David
erhält er doch das Affidavit,
mit dem Chore aufzutreten
und geräuschvoll mitzubeten.
Vielleicht liest einst man in der Chronik,
es habe Franz mit süßem Honig
den Pater Wolfgang eingeschmiert
und ihn zur Ketzerei verführt:
Es sei am Tag, da wir gesungen,
nach Kilb auch das Konzil gedrungen!
So endet hoffentlich erfreulich
diese Woche, die getreulich
ich euch habe referiert,
zumal ein Lorbeerkranz sie ziert:
Mittlerweile zähl’n wir dreißig.
Doch wir sind noch lang nicht schleißig.
Musikalisch hält auf Trab
uns der Franz; sein treuer Stab
namens Wolfgang und Renate
steht verlässlich ihm zu Rate,
und wir rühmen frohen Mundes
das Wirken dieses Dreierbundes.
Heißt’s für diesmal auch "Game over" –
Die Singwoch’ ist ein Gipsy rover
und lässt uns ganz gewiss nicht los.
Das war mein Kurzbericht von Sooß!
© Wolfgang Bahr 2001
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