GRATZEN / NOVÉ HRADY 2000

Nach achtundzwanzig Jahren
die wir beisammen sind,
einmal ins Ausland fahren:
Das geht nicht so geschwind.

Erst wird der Ort erkundet
und dann wird abgestimmt.
Ob das wohl allen mundet?
Wer da wohl mit uns kimmt?

Es sind die Altbekannten,
die man hier finden tut.
Sie haben auch zu Kanten
und Reduktionen Mut.

Denn hier für Hirn und Magen
ist manches ungewohnt.
Wir sind von sieben Plagen
nicht blieben unverschont.

Erstens brennt nicht immer
in diesem Haus das Licht.
Dann findet man sein Zimmer
des Nachts besoffen nicht.

Zweitens quietscht und knarrt
es hier oft bei Bett und Tür.
Ein gutes Bett, ein hartes,
zu finden braucht Gespür.

Drittens schleicht die Kälte
sich in die Zimmer ein.
Man fühlt sich wie im Zelte
und kriegt das Zipperlein.

Viertens will der Truppe
nicht alles in die Kehl
Es will Gemüsesuppe
die Eva ohne Mehl.

Fünftens über Resi
schwebt ein Damoklesschwert,
wenngleich zum Glück ich seh
sie von diesem unversehrt.

Sechstens hinter Gittern
man in der Kirche singt.
Die Schwestern derweil zittern,
ob man den SchIüssel bringt.

Siebtens bebt die Erde,
wenngleich nicht sehr verstärkt
und deshalb von der Herde
zum Grossteil unbemerkt.

Doch Gott schenkt seinen Sängern
nicht Plagen nur allein,
weshalb ich kann verlängern
mein Reimgedichtelein

um sieben Seligkeiten,
die zu vermerken sind
und die uns heim begleiten
mit Kegel und mit Kind.

Erstens Pater Gerhard
und die Servitenleut.
Es freut sie, wenn man herfahrt
und nicht die Fremde scheut.

Zweitens unser Singen,
zumal s Marienlob.
Und mag s nicht gleich gelingen,
wird doch der Franz nicht grob.

Drittens fremde Laute,
die man hier lernen soll,
wovor manch einer graute,
zum Beispiel clo für Zoll.

Viertens Kärntner Lieder,
von Wemer präsentiert,
wobei es immer wieder
dann philosophisch wird.

Fünftens Schadenfreude,
wenn in dem Moldaufluss
vor einer Menschenräude
ein Paddler baden muss.

Sechstens Ziegen, Bären,
und Störche in der Luft,
die sich hier gut vermehren
im Wald- und Wiesenduft.

Siebtens die Biene Maja,
gesungen vom Herrn Wirt.
Zumindest ahnte da ja
ein jeder: Das passiert

gewiss nicht alle Tage
und war die Reise wert.
Drum Dank für Müh und Plage
dem Team, das sich bewährt.

Ich selbst, diesmal befangen,
danke von Herzen euch,
denn ihr seid mitgegangen
aus unserm Österreich

in eine andre Sphäre,
nicht nur geniesserisch.
Das macht euch alle Ehre.
Ihr seid noch jung und frisch.

© Wolfgang Bahr 2000

Zurück zur Übersicht                         Weiter