51. Singwoche
Mold 3, 2024
INTRO
Komm, oh komm, Emanuel:
Ich gehe ganz gewiss nicht fehl,
stell diesen Liedruf ich voran
all dem, was diesmal sich getan.
Man weiß es schon in halb Europa:
Der Pesl Hannes ist jetzt Opa,
obgleich nur in des Chores Rahmen.
Doch umso kräft’ger ist das Amen.
Der Jungspund Pesl Nikolaus
begründet hat sein eig’nes Haus
mit Linda und dem Junior.
Es kommt nicht alle Tage vor,
dass einer, der dem Chor verbunden
schon quasi seit den Zeugungsstunden
und jüngst erst ward inthronisiert,
postwendend auch gleich Vater wird.
Wie hätte sich der Franz gefreut!
Er hätte Rosen ihm gestreut.
Es kann Emanuel nur staunen
ob all der Lebenslust und -launen.
Wie sind sie alle nett zu ihm
in Endlosschleife im Live-Stream!
Auch wird vom Chor er notgedrungen
nicht angeblickt nur, auch besungen.
Was wohl bedeutet’s für den Knaben,
den wir in unsrer Mitte haben,
dass er umgeben ist von Tönen,
von rauen und vor allem schönen?
Man nennt das „immersive Taktik“
in der Musik wie der Galaktik:
Man zieht in eine Welt hinein,
als könnte es nicht anders sein.
Emanuel in großer Dichte
erlebt hier gleich Musikgeschichte.
Man legt den Schütz ihm in die Wiege,
auf dass er früh schon Gusto kriege;
man bietet dem Dreimonat-Goldie
voll Inbrunst Mendelssohn Bartholdy;
und hört er erstmals Hänschen klein,
so muss das Pop vom Papa sein.
Man singt, wenngleich nicht ohne Patzer,
ein NGL von Hermann Platzer,
und hört er einmal von Gounod,
denkt er: Den kenn ich sowieso.
Doch freuet sich Jerusalem
auch über weit’res neues Leb’n:
Der Oskar kommt mit Katharina,
um hier zu üben Taketina.
Es fragt bei Niki Pesls Hit
nicht nur der Sohn: „Wie komm ich mit?“
Wieso erregt sein eig’nes Lallen
beim Vaterherz durchaus Gefallen,
jedoch rein gar nicht, lallt der Chor?
Das kommt dem Kleinen komisch vor.
AMBIENTE
Vertraut sind uns das Ambiente,
der Hof und seine Elemente:
Von Mäusen ist der Hof durchlöchert,
auf der Terrasse wird gebechert.
Doch zieh’n zusammen sich die Wölkchen,
vertschüsst sich rasch das muntre Völkchen
und legt zur Ruh sich auf die Laken,
bis morgens frisch die Frösche quaken.
Des Morgens wird zunächst betrachtet
und dann aufs Leibeswohl geachtet.
Der Hannes fragt uns, was uns zwickt
und was in unserm Innern tickt.
Renate zeigt uns ohne Mätzchen,
wie alle wir auf unsern Plätzchen
uns stretchen können oder hocken,
ob mit nun oder ohne Socken.
Vertraut ist uns der Probensaal,
doch ohne „Oben-ohne“-Wahl.
Bei jedem Sitz ein Wasserhahn:
Das hört sich noch utopisch an.
Doch wird das Klima weiter wärmer,
behalten recht die grünen Schwärmer.
Einstweilen heißt’s ins Schwimmbad geh’n
zu kühlen sich von Kopf bis Zeh’n.
PETER
In eine völlig andre Welt
entführt uns Peter Sommerfeld.
Es ist die Welt der Résistance,
wo schwer der Mensch hält die Balance.
Beständig dringt Motorenlärm
hinein in unser Ohrgedärm,
als wären wir dabei gewesen
wie Sigrid bei dem Fährtenlesen.
Gebannt wir folgen der Verrenkung,
mit der uns Peter zur Bedenkung
auffordert uns’res Menschenlebens.
Man kann nur hoffen: nicht vergebens.
Indoor Angelika bot an,
dass man sich mehr entspannen kann.
Am Abend einmal dienten Spiele
auch als willkommene Ventile
für das, was uns am Herzen liegt,
damit man’s von der Leber kriegt.
EXKURSIONEN
Wo immer wir zum Singen wohnen,
gibt es als Draufgab Exkursionen.
Das Wetter war uns diesmal hold
im Horner Land, im lieben Mold.
Hier gelten, angepasst fürs Heute,
die Regeln weiser alter Leute:
Vor Dreieichen
sollst du weichen;
nicht bei Buchen
Zuflucht suchen;
doch bei Linden
Linda finden.
Die Mais-Sau ist uns nicht begegnet,
es hat zu wenig wohl geregnet.
Die Schafe gibt’s nur in den Liedern,
da müssen wir uns nicht anbiedern.
OBERNALB
In Spillern gibt’s den Karl Falb,
im Retzer Land gibt’s Obernalb,
wo wieder in der Unterwelt
der Sandhase sich aufenthält.
Mitunter zeigt als Kellerkatze
der Schimmelpilz hier seine Fratze,
mit Stolz erfüllt die Hühnerkoppler
ein Stoß der guten alten Doppler.
Befreit vom Don-Quijote-Tick
genügte uns der Windmühl-Blick.
Zum Abschluss gab’s als Gruß vom Grasel
ein hübsches Kellergassenglasel.
GALLIEN
Es muss dir nicht gefallien,
doch lustig ist’s, das Gallien,
das wir in dem Pernegger Graben
gemeinsam angesehen haben.
Hier baut zwar nicht ein Shooting Star
wie René Benko das Lamarr,
doch folgt dem Bau- der Brauprozess.
Das geilste Bier soll more or less
dem Zwettler Bräu die Stirne bieten.
Die Kinder auch danach gerieten
und logisch ist die Frau Gemahlin
so etwas wie die Prinzipalin.
Es war sogar die Pandemie
ein Glücksfall für die Dynastie,
denn außer Aster-Obelix
gibt’s bei den Galliern fast nix.
Es lebe hoch der Unternehmer!
Ich leb halt lieber doch bequemer.
EGGENBURG
Zuletzt wir war’n in Eggenburg.
Drauf reimt sich leider nur Chirurg;
doch keine Angst vor einem Schlächter,
uns führte nämlich der Nachtwächter.
Er schritt voran mit Hellebarde,
wir folgten als schon schlaffe Garde.
Gern wär’ gegangen Elfi mit,
doch ist ihr Knie noch nicht so fit.
ALTENBURG
Nun möge morgen uns gelingen
in Altenburg das Messesingen.
Wir haben unser’n Platz gefunden
und kommen gut über die Runden.
DOXOLOGIE
Nicht wie erhofft war leider da
aus Zöbern die Cornelia
und Herbert musste uns verlassen –
es kann nicht immer alles passen.
Wir grüßen sie und alle Lieben,
die uns so freundlich wieder schrieben.
All jenen, die in diesen Tagen
zu ihnen haben beigetragen,
sei aller Dank nun ausgesprochen –
auch für die nächsten fünfzig Wochen.
Zuletzt auch jenen Junioren,
die grad beschallten uns’re Ohren.
Aufs nächste Königskerzenjahr
freut sich mit euch der Wolfgang Bahr.
Bildungswerkstatt Mold
Samstag, 20. Juli 2024
Franz: Singwochengründer Franz Forsthuber
NGL: Neues Religiöses Lied – Chorleiter Niki Pesl ist jetzt Kirchenmusikreferent der Erzdiözese Wien
Taketina: rhythmus-pädagogisches Programm
Fährtenlesen: Peter Sommerfelds Roman über René Char
Maissau: Ort am Manhartsberg
Hühnerkoppler: nach der Kellergasse Hühnerkoppel
Windmühl: auf den Besuch der Retzer Windmühle wurde wegen der Hitze verzichtet
Grasel: Räuberhauptmann (1790–1818)
Doxologie: feierliches Rühmen Gottes am Ende eines Gebets
50 Wochen: Vorbereitung der nächsten Singwoche
Königskerzen: blühen meistens nur alle zwei Jahre
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