4. Singwoche
Spital/Pyhrn - 2018

Ich fange diesmal an ganz schroff
mit des Gedichtes Making-of.
Ich hab noch nie so früh begonnen
mir zu notieren, was gewonnen
an Futter ich in Nikis Proben.
Man kann den Tag schon morgens loben:
So gut wie nie versiegt der Quell,
ja manchmal sprudelt er zu schnell.

Hab ich zunächst gesammelt bloß,
so ging’s am Mittwoch richtig los;
ich ward noch in des Nachtes Hemd
von Reimen förmlich überschwemmt.

Ab Freitagfrüh ward dann gedichtet
und Samstagnachmittag gesichtet,
bis das Gekritzel hat zuletzt
Angelika in Word gesetzt.

                    *

Zunächst ein Wort zur Einquartierung
zum Zwecke der Orientierung.
Das Haus, vor langer Zeit erbaut,
ist uns vom Vorjahr wohlvertraut.

Es sorgen Abenteuerstiegen
fürs Training vor dem Bergvergnügen
und lange Gänge durch das Laufen
beim Schütz für unerwünschtes Schnaufen.

Des Nachts man hört den Mühlbach brausen,
tagsüber dann den Bleistift sausen.
Geblieben sind türkis und blau
die Kachelöfen, Basti schau.
Im JUFA-Haus, so sagt der Seppi,
sind alle a priori happy.

                    *

Mit Niki will ich recht beginnen,
dem wir seit Jahren nicht entrinnen.
Er hat auch diesmal zugelegt,
ist zunehmend unaufgeregt
und streckt auch dann nicht gleich die Patschen,
wenn wir im Sumpf uns wo verhatschen.

Ja springt man nicht auf seinen Zug,
so ist er mittlerweile klug
und sagt mit Augen und mit Händen
„Mir Wurscht“ und „Bitte flink beenden“.

Er bietet an drei Positionen
vom Engagement bis zum Sich-Schonen,
von überschwänglichem Gebaren
bis hin zum „defensiven Fahren“.

Er rudert wie ein Tintenfisch
und präsentiert die Finten frisch.
Dann wieder streicht er Cellobögen
für alle, die das Runde mögen.

Er liebt die Loops von Bernhard Groeger –
das reimt sich gut aufs Café Löger
hoch oben auf der Huttreralm,
doch das ghört nicht in diesen Psalm.

Mit Trägheit hat er kein Erbarmen,
der „Wirbelwind“ mit starken Armen.
Es ist die „Zone des Komforts“
nicht immer jene auch des Ohrs.

                    *

Auf dem Programm stehn große Brocken,
an die wir langsam erst andocken.
Kommt man von der Gregorianik,
ergreift uns schon beim Schütz die Panik.
War auch der Meister gut im Basteln –
gefährlich scheinen seine Kasteln.

Viel leichter schon erscheint der Haydn,
man muss bei ihm nie wirklich leiden.
Jedoch bedarf’s bei ihm des Schwungs
der Sängermädels, Sängerjungs.

Auch geht es, doch das weiß man schon,
nur selten ohne Mendelssohn.
Der ist nicht easy, wie es scheint,
zumindest wenn man’s ernster meint.
Romantik sei wie „Segelfliegen“,
sagt Niki, dem sie scheint zu liegen.

Es fordert auch das „Taste and See“
viel Präzision und Empathie;
erst recht der Wienerliederblock
ist anders halt als Jazz und Rock.

                    *

Der erste Ausflug gleich am Montag
(ansonsten stets der erste Frontag)
führt uns hinauf zur Wurzeralm
hoch über allem Tieflandqualm.
Zu fahren mit der Standseilbahn,
das fühlt sich manchmal randgeil an.
Sie schwankt als wie ein Vaporetto,
dafür gebührt mir ein Cornetto.

Die Berge heißen hier recht forsch
Gscheidriedel, Brunnstein und Rossorsch.
Das gilt auch für das Warscheneck,
lässt man das W am Anfang weg,
und von der Wurzeralm das Wurz
lässt alle denken an den Furz.
Nun gut, lokales Kolorit
wir nehmen gern vom Urlaub mit …

                  *

Ein Ausflug ohne Wenn und Oder
führt uns sodann nach Hinterstoder.
Dort gibt es keine Taliban,
doch eine Berg- und Talibahn.
Auch gibt es keine Beduinen,
doch Doppelmayrsche Kabinen,
und statt dass man Kamele trifft,
man setzt sich auf den Sessellift
und zittert seinem Ziel entgegen.
Zum Glück erstreckt sich Gottes Segen
sogar auf solche Nebensachen,
die manchen halt zu schaffen machen.
Dafür beginnt für andre dort
erst auf der Höss der rechte Sport.
Man eilt mit oder ohne Karte
hinauf zu einer Aussichtswarte
um höher noch zu sehen viel
an Bergen um den Großen Priel.

Am Rückweg wir besuchten gleich
auch noch den hübschen Schafferteich,
und jene, die dabei nicht waren,
sind tags darauf dort hingefahren.
In der Erinnerung wohl bleibt
ein Busserl-Buch, in das man schreibt,
was man an himmelsgleichen Stunden
an diesem Platzerl hat gefunden.

                      *

Wir sind’s gewohnt seit vielen Malen –
so steht es in den Chor-Annalen –
dass, während wir hier friedlich singen,
Fußballer um den Titel ringen.

Zuerst wir sahn im Land der Russen,
wie Franken ihre Nachbarn hussen.
Der Hannes brüllt beim Siegestore
und hüllt sich in die Trikolore.
Man stößt zum Sieg der Grande Nation
im Haus hier an mit Mostillion.

Dann sahen wir, wie Angelsachsen
Kroaten stellten ihre Haxen,
doch erstere den Sieg errangen.
Nunmehr wir noch entgegenbangen
dem Endspiel Sonntagnachmittag
mit seiner Antwort auf die Frag:
Wer bringt’s bei der WM so gut hin,
dass er beglückwünscht wird vom Putin?

                         *

Zurück nun zu den eignen Leuten,
die uns in diesem Jahr erfreuten
und die zwei Bücher präsentierten,
in denen wir uns selber spürten.

Das Wolfgangs aus dem Land der Reben
führt ins „Weinviertler Kellerleben“.
Das Faszinosum dieses Landes –
der Wolfgang mit Herrn Rieder fand es
im Text von Nitsch und Komarek
und Lammerhubers Bildgepäck.
Mit seiner Text- und Bilderpracht
ein Buch, das allen Freude macht.

Der Pfarrer Franz in seinem Band –
der Titel sei noch nicht genannt –
kommt ohne schöne Bilder aus,
dafür bringt Noten er ins Haus.
Bei Franz ist alles wohldosiert,
mit Kürzel wird sogar signiert.
Nichts wird dem Zufall überlassen,
es muss, sagt er, zum Anlass passen:
„Ich weiß, wie ich’s in Oberrohrbach
und in Spital mit meinem Chor mach.“
Man wird bei diesem Patriarchen
gewiss nie bei der Predigt schnarchen.

                          *

Kaum macht er seines Buchs Lektüre
uns schmackhaft, öffnet sich die Türe
und wird hereingetragen Sekt:
Drei Damen haben jüngst entdeckt,
dass dieses Jahr sie 60 werden.
Von den nun nahenden Beschwerden,
doch auch dem angesagten Schönen
sie ließen dann ein Lied ertönen.
Der Hermann, Ältester im Chor,
macht es mit seinen 80 vor,
wie man im Alter gut steht da.
Hoch Christa, Edith, Barbara!

                          *

Ein fester Punkt im Ritual
heißt „Blick zurück auf dazumal“.
Der Wolfgang Paar mit Projektionen
löst aus gar heftge Diskussionen.
Geworfen an die kahle Wand
wird nicht gleich jedes Gsicht erkannt.
Wer sind wohl, fragen sich die Alten,
die hier zu sehen ohne Falten?

So manche Leute, ja, ich kenn sie,
sind mittlerweile in der Pensi.
Und ging es zu mit rechten Dingen –
man müsst sie in ein ALFA bringen.

Als wär sie niemals ferngeblieben,
hat Thesi es hierher getrieben.
Sie zeigt: Man kann als Urgestein
zugleich auch eine Neue sein.

Ich hoff, dass auch die wirklich Neuen
sich konnten an dem Chor erfreuen.
Martina und Elisabeth:
Ihr seid gekommen nicht zu spät!

Auch bleibe hier nicht unerwähnt,
dass wohl nach gut einem Jahrzehnt
die Bigi, kommend aus Triest,
sich wieder einmal blicken lässt.
Sie braucht sich wahrlich nicht genieren,
sieht sie den Niki dirigieren.

                          *

Wir danken Wolfgang und Renaten,
den AMF-Koordinaten,
die doppelt diesmal warn gefordert.
Zuerst, weil man aus Graz geordert,
nicht länger sei’s zu tolerieren
Hausfremdes hier zu konsumieren.
Auch gelte Hüttenruh ab zehn.
Da konterten denn souverän
die AMF-Repräsentanten
zugunsten unsrer Becheranten.

Zumindest heuer bleibt’s beim Alten,
für später wird man’s neu gestalten.
Nicht denkbar ja, dass statt dem Gast
Herr Schmid das Schlussgedicht verfasst.

Ein Hoch bei der Gelegenheit
auch jenen, die seit langer Zeit
mit guten Weinen uns beglücken
und abendlichen Snacks entzücken!

Der erste Kampf so ward gewonnen,
doch soll in Sicherheit sich sonnen
noch niemand nach dem ersten Sieg.
Drei Tage lang der Kriegsgott schwieg,
da traf zu abendlicher Stunde
als wie ein Blitz den Chor die Kunde,
dass nächstes Jahr man uns nicht mag,
da schon geschlossen ein Vertrag
mit einer anderen Mischpoche
für unsre heilge Juli-Woche.
Was tun, wenn just Cornelia
und Hans aus Zöbern nicht wärn da
zum Datum eine Woche später?

Zum Glück gibt’s nicht nur Unglückstäter –
es gibt die Krisenfeuerwehr,
und Feuchtenhofers dankt man sehr,
dass sie so schnell drauf reagierten
und ihren Urlaub umgruppierten.
So kommt ins Haus am Fuß des Bosruck
auch nächstes Jahr der ganze Tross zruck.

                             *

Der letzte Dank sei ausgesprochen
dem, der das Ganze losgebrochen.
Er hat’s auch heuer konzipiert,
die Schöpfungs-Woche generiert.

Er weiß zu jedem Werk Bescheid.
Er kennt der Musikanten Leid,
und dass Pleschbergers Mutter war
noch kompetent mit 100 Jahr.

Drei Viertel hat er absolviert,
wenn 75 er jetzt wird,
und 50 Jahre ist er Priester.
Das freie Leben nun genießt er,
doch ausgeklinkt hat er sich nicht:
Er bleibt der Singwoche Gesicht.

Und dies ist des Gedichtes Schluss:
Es lebe hoch das Große Plus!

Wolfgang Bahr
JUFA Spital am Pyhrn, Samstag 14. Juli 2018, 19 Uhr

 

Basti = Bundeskanzler Sebastian Kurz
JUFA = Junge Familien
ALFA = Alte Familien
Halbfinale: Frankreich : Belgien 1 : 0,
Kroatien : England 2 : 1
Mostillion = eine rötlich gefärbte Spezialität des Hauses
AMF = Ars Musica Ferialis
Harald Schmid = Hotelleiter des JUFA Pyhrn-Priel
Hans Pleschberger = Kärnter Chorleiter und Liederkomponist
Das Große Plus = Titel des Buches von ff.

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