46. Singwoche
Spital/Pyhrn - 2017

Habt Dank für den Vertrauensvorschuss,
der mir zuteil wird kurz vor Torschluss.

Doch eh ich wieder lege los,
erlaubt mir ein paar Worte bloß,
die mir empfiehlt mein Rechtsberater,
damit mich einholt nicht ein Kater
in Form unendlicher Prozesse
und üblen Leumunds in der Presse:

Ich erklär an Eides statt,
dass niemand mich bestochen hat,
damit er vorkommt im Gedicht –
oder umgekehrt grad nicht.

Zur Sache: Für mich dieses Mal
des Ortes Name schon – Spital –
hat einen heitren Unterton,
denn eine Operation
verschoben ward auf etwas später.
So kommt der Unterlassungstäter –
nach Überwindung eines Staus –
statt ins Spital hinein hinaus
zu dem in Oberösterreich
und lobt sich diesen Schicksalsstreich.

Die Zufahrt nach Spital ist schlicht
und meistens man verirrt sich nicht.
Den Parkplatz bloß gilt’s zu entdecken,
der recht versteckt liegt um fünf Ecken.

Der erste Eindruck für den Tross:
Das ist kein Stift, das ist ein Schloss!
Man staunt ob neuesten Designs,
ist’s auch nicht gleich für jeden seins.
So viele praktische Ideen
hab ich schon lange nicht gesehn.
Gescheut hat man auch keine Gelder
zu installieren Feuermelder.
Die Küche erst, das Personal:
Da wird das Meckern fast zur Qual.
Begeistert sagen Er und Sie:
So nobel wohnten wir noch nie.

Weil ich gerade einmal gender,
ein Punkt doch, den man bitte änder:
Sind wir schon „Gruppe Wolfgang Paar“,
so muss es – dieses ist wohl klar –
auch die „Renate Ripper“ geben.
Hier lass ich beide gleich hochleben.
Den zweien – ich bewunder das –
macht’s offenbar noch immer Spaß
sich für die Woche einzusetzen
zu immer wieder neuen Plätzen.

Der Probensaal ist frühbarock
und liegt recht hoch im zweiten Stock.
Der Niki wusste nicht, dass hier
bereitgestellt ist ein Klavier.
Das Ungetüm der Firma Thürmer
ist neu und hat noch keine Würmer.
Der Franz verschob es in die Mitte
auf seiner Wünschelrute Bitte.
Sie schlägt auch ganz erstaunlich aus,
setzt man sie am Altarstein aus
in der Kapelle nebenan,
wo man auch morgenloben kann.

Besonders lustig ist’s zu proben,
wenn rundherum Gewitter toben.
Alles rennet, rettet, flüchtet,
bald schon ist der Saal gelichtet,
denn es regnet unverdrossen,
bis die Fenster sind geschlossen.
Zum Dank ist freilich hergezogen
ein wunderschöner Regenbogen.

Das Singen stand auch dieses Mal
im Zeichen einer Richtungswahl
und eilig wurde angepasst,
was nicht mehr recht zum Heute passt,
nach Vorbild Kurz und Vorbild Griss,
wie das halt so die Mode is.
Jetzt heißt es nicht mehr „AMF“,
sondern nach dem neuen Chef
„Niki Pesl – neues Singen
mit 46 Jahresringen“.
Auch denkbar wäre anderwärts
der Wahlaufruf „Mit Kopf und Herz –
frischer Wind ins Hohe Haus
mit Liste Pesl Nikolaus“.

Wie stets zur geistigen Belebung
gehört Erkundung der Umgebung.
Hier gibt es gleich im Erdgeschoß
ein Bergmuseum ganz famos.
So oft man will, kann man’s betreten
und muss nicht zücken die Moneten;
und wer herauskommt, kann belegen,
wo er sich eben tat bewegen.
Z. B. die Eheleute Mayer
im himmelhohen Himalaya
und mit dem Wolfgang unsre Martha,
die sicher auch noch niemals war da.

Die Kirche edelster Gestalt
trennt von dem Stifte nur ein Spalt.
Herr Pfarrer Höller nahm sich Zeit
und hat uns freundlich eingeweiht
nicht nur in diesen Kirchenbau
mit seinem Altomonte-Blau.
Gebirgler zieht’s nicht in die Messe,
keiner aber auch vergesse,
sein Scherflein notfalls beizutragen
in guten wie in bösen Tagen,
erzählt der informelle Zister-
zienser, denn ein solcher ist er.
Ich hätt ihn eher, sag ich jetzt,
so als Forsthuber eingeschätzt.

Dreimal sind wir ausgerückt
und dreimal waren wir entzückt
von all den landschaftlichen Reizen,
mit denen sie allhier nicht geizen.

Beim ersten Mal ging’s richtig rund
um einen See in einer Stund,
bei dem man sich zugleich befand
am Fuß der Berge und am Strand.
Und schließlich reimt der Gleinkersee
sich dann auf eine Einkehr eh.

Viel härter ist die nächste Nuss,
die ich als Reimer knacken muss.
Es geht nicht zu mit rechten Dingen,
will in das Metermaß ich zwingen,
was sich nicht fügt geradem Takt.
Mit Mühe nur hab ich’s geknackt;
man merkt es, wenn ich trenne „Vogel-
gesang“, dass ich ein bissel mogel.
Belohnt ward, wer die Klamm durchstiegen
(dass ich’s nicht schaffte, sei verschwiegen).

Beim dritten Trip uns kam zupass,
dass tags zuvor das kühle Nass
sich übers Bergland hat ergossen,
sodass die Bäche mächtig flossen.
Da freut sich unsre Schmied Elfriede,
denn dieses ist das Tal der Schmiede.
Und alle, die am Quelltopf standen,
die alte Weisheit richtig fanden:
Dem, der am Ursprung stand der Pießling,
schmeckt abends doppelt gut der Riesling.

Der Lorbeerkranz jedoch gehört
drei Männern, die kein Wetter stört.
Der Hans, der Hannes und der Peter –
ein jeder immer weiter geht er,
und fragt da etwa jemand für was
gerade auf den Großen Pyhrgas,
so hat die Antwort er im Keime:
weil sich auf Pyhrgas sonst nichts reime.

Verzeiht mir, der ich Reime drechsle,
dass ich jetzt das Register wechsle.

Dieweil voran die Singwoch schreitet,
ein Thema unsern Franz begleitet:
Wo werden wir am Sonntag singen?
Die Antwort leicht schien zu gelingen
dank einer Kirche nebenan
und jenem netten Ordensmann,
der hier als Pfarrverweser waltet;
doch wird von Mädchen schon gestaltet
ein seltner Festtag des Gebiets:
Ein Frischling feiert die Primiz.

So muss, was wir schon lang nicht hatten,
springen über seinen Schatten
der Franz auf seiner Kirchensuche,
als stünd sie unter einem Fluche.
War es doch grad in Windischgarsten,
wo regelrecht die Dämme barsten,
als Rom den Pfarrer Wagner wollte
zum Bischof machen, aber grollte
das Volk und setzte sich zur Wehr.
Das ist noch gar nicht lange her.

Drum wär geblieben lieber fern
der Franz dem Bischof Möchtegern.
Doch siehe da: Der „wahre Christ“
zum Glück kein Kunstverächter ist.
Willkommen seien alle Frommen
sogar wenn aus Spital sie kommen.
Es gibt im Rahmen des Konziles
bekanntermaßen Platz für vieles.
Mit Palestrina gut getarnt
der Franz den Pfarrer hat umgarnt
und offenstehen uns die Tore
für den Gesang auf der Empore,
denn meuchlings unten am Altare –
das wär für Wagner nicht das Wahre.

Fass ich zusammen diese Tage,
so hab ich keinen Grund zur Klage.
Wir waren an die vierzig Leute,
was nicht allein den Niki freute.
Hinzukam gegen’s Ende hin
als wie ein Stoß Adrenalin
ein Zuwachs jugendlicher Stimmen,
die rauf  den Alterspegel trimmen
und die den Abschied uns versüßen
mit virtuosen Sangesgrüßen.

Von unsrer alten Sängergarde
es sticht hervor der Oberbarde.
Er hat nach all den Abschiedsstunden
nach Rückersdorf den Weg gefunden
und bleibt mit seiner Kompetenz
hier weiter ohne Konkurrenz.
Er scheint als unser Ruhepol
sich gar zu fühlen pudelwohl.

Aus Bischofsperspektive freilich
verhält der Franz sich unverzeihlich.
Kaum ist er in Pension – was tut er?
Er dient sich an dem Martin Luther!
Gewiss ist er ein guter Blattsinger,
doch sollt’ er lieber lesen Ratzinger.

Der Niki ist jetzt diplomiert
und dies auch deutlich sichtbar wird.
In Damen- und in Herrenrunden
er teilt jetzt ein die Probenstunden,
befiehlt dem Donner, wann er grollen,
und Glocken, wann sie läuten sollen.
Selbst in den Schütz hineingejagt
erträgt er diesen unverzagt.
Beinahe dreht er Pirouetten
und hält bereit die Kastagnetten.
Gar gern verstreut er auch Konfetti,
auf dass dann alles sei paletti.
Es ist ihm einfach anzusehn,
wie gern er gibt den Souverän,
ein bissel manchmal noch chaotisch,
doch niemals allzu sehr despotisch.
Da lang wir zueinander fanden –
ich hoff, du kommst uns nicht abhanden!

Zuletzt soll hier zur Sprache kommen
noch jemand, der hier teilgenommen.
Auch heuer mussten wir mitnichten
auf einen Hundegast verzichten.
Es scheut gewöhnlich das Gekläffe
der Sammy, gleichsam Nannis Neffe,
und nicht einmal ein Doppelchor
verschreckt den schönen Labrador.
Es fragt uns nur sein Hundeblick:
Was haben die für einen Tick?

Mit diesen Worten will ich schließen.
Lasst euch das Wetter nicht verdrießen.
Verstummen diesmal auch die Lieder –
im Base Camp sehen wir uns wieder.

 

Wolfgang Bahr

JUFA Hotel Spital am Pyhrn
Samstag, 15. Juli 2017, 14:30 Uhr

 

 

Zurück zur Übersicht   Zurück zum Jahresbericht