41. Singwoche
Kiritein 2012
„Erhebt die Augen, spitzt die Ohren“:
Ich hab mir dies heut auserkoren
zu deuten, wie mit allen Sinnen
wir immer wieder neu beginnen.
Wir riechen, tasten, sehen, hören
und schmecken gleich den Himmelschören
auf dieser Woche A.M.F.,
dem stets beliebten Julitreff
mit seinem Chef F.G.S.A.
Schon seh ich Silv’-Agricola
(Francesco jetzt und auch Giuseppe
er nennt sich) schreiten auf der Treppe
(auf welcher grüßt in jedem Eck
ein Hubert oder František)
empor zum Saal, wohin der Boss rief,
in diesem Schlosse ohne Schlossmief.
Und damit bin ich schon beim R i e c h e n,
das, wenn wir nicht gerade siechen,
uns eigen ist ein Leben lang.
Das schließt auch ein den Nebenstrang
der übertragenen Bedeutung
nach vorheriger Sprachenthäutung.
Man riecht nicht nur den Mulch der Rinden,
den wir im Garten hierorts finden,
man riecht auch Menschen oder nicht,
so wie es einem halt entspricht.
Von Herzen also Gott sei Dank,
dass fernblieb jeglicher Gestank
von unsrer Zeit in Kiritein;
da kehrt man gerne mehrmals ein.
Spürnasen braucht es auszuwählen
Bekömmliches für unsre Kehlen.
Franz hat wie auf der Alm die Viecher
fürs gute Gras den rechten Riecher
und lässt die Sänger wie nach Trüffeln
im Notenheft nach Neuem schnüffeln.
Denn wenn auch nicht in voller Zahl –
gekommen sind sie allemal.
Es zischt mit ihrem schwarzen Mini
die Elfi wiederum nach Křtiny.
Der Hans aus Zöbern mag es nicht
zu kommen an bei Tageslicht,
doch diesmal mit Cornelia
war vor der Finstern er schon da.
Auch kommen so wie immer Lausch,
doch diesmal erst zum Zimmertausch,
wenn Warum rasch ihr Zimmer räumen,
um die Sponsion nicht zu versäumen
von ihrem Wolfgang. Ihm und Judit
wir gratulieren und im Nu zieht
die neue Ge-ne-ra-ti-on
an uns, der älteren, davon.
Es wartet die Pension „Santin“
auf uns schon, dass wir ziehen hin.
Dem Riechen folgt alsbald das T a s t e n
und auch bei diesem gibt’s kein Rasten.
Wir tasten, das ist unsre Stärke,
heran uns an die frommen Werke;
und lassen einige uns schunkeln –
bei andern tappen wir im Dunkeln.
Da hilft – und dies macht sie zur Promi –
mitunter aus die liebe Romy.
Sie sagt sich einfach „Ich probier es“
und schlägt die Tasten des Klavieres.
Es tastet vor dem langen Sitzen
Cornelia auf Zehenspitzen
heran sich an die Marmelade,
die sie in unsichtbarer Lade
vermutet auf dem Kastl oben,
und ebenfalls vor unsern Proben
lässt Franz uns „Mahlzeit“, „Lebzelt“ singen
und so auf reine Töne dringen.
In dieser Woche Zeitgedränge
war auch zu s e h e n eine Menge
sowie zu h ö r e n gleichermaßen.
Nach Wranau auf verschlungnen Straßen
wir fuhren, um uns alsogleich
zu fühlen wie in Österreich.
Paul Troger und der Kremser Schmidt
bei der Bemalung wirkten mit
und in die Krypta kommt man rein,
ist man ein Fürst von Liechtenstein.
Fürs Volk hingegen ist die Krippe;
statt dass man regt die eigne Lippe,
ertönen, zahlt man immer wieder,
vom Bande schrille Weihnachtslieder.
In Výpustek wars wenig lustig
und es vergällt’ uns die Akustik
die allzu tiefe Temp’ratur;
da denkt man an das Rausgehn nur.
War in der Höhl’ rasch aus der Witz,
war’s anders doch in Austerlitz.
Die Führerin von Anfang an
mit gutem Deutsch uns schlug in Bann.
Die Augen wurden aufgeschlagen
von wegen Aussehn und Betragen,
doch als die Ohren dann gespitzt,
da hat es regelrecht geblitzt.
Wann kommt’s in einem Schloss denn vor,
dass nach Gesang von einem Chor
die Führerin, kaum aufgefordert,
gleich selber loslegt wie geordert?
Zuletzt gab’s dann noch Adamov.
Da war der Dichter schon im Off,
drum hat der Schnitzaltar von Zwettl
auch keinen Platz auf seinem Zettel.
Das Höchste freilich ist das S c h m e c k e n,
das gilt auch für uns alte Recken.
Was wir uns hatten ausbedungen –
der Küche diesmal ist’s gelungen:
mit manchem Schmankerl zu verwöhnen,
sei es aus Mähren, sei’s aus Böhmen.
Zum Dank für morgendliches Tanzen
gab’s mittags, wenn auch kalt, Liwanzen
(ein Kunststück, warn sie doch geraten
zugleich ein bisschen angebraten).
Doch wollen wir deshalb nicht schelten
(fürs Werk soll hier der Wille gelten)
und danken, dass auch hatte Platz
am runden Teller Mährens Spatz.
Es folgten auf ein Frohliedl
die Tatschkerln mit dem Powidl.
Statt mit der Hand herumzufuchteln
isst Raimund jetzt Dukatenbuchteln.
Doch nicht im Speisesaal alleine
spricht man vom Süßen oder Schweine.
Es trachtet allzu ernstes Büßen
mit dem Casali zu versüßen
der Franz und lässt uns ohne Schmäh
zweideutig singen im Karree.
Des Abends in dem Jagdsalon
manch neues Spiel gab an den Ton.
Zuerst die Eva will nur Brezeln,
wenn sie zerdrückt schon sind zum Klezeln,
und gibt von da an sich zufrieden
nur mehr mit salz’gen „Invaliden“.
Danach von einem Eck zum andern
die Mozartkugeln munter wandern,
zuerst gerollt und dann gestoßen
von Käsestangen, kleinen, großen,
und gegen ein geringes Pachtgeld
es wird der Jagdsalon zum Schlachtfeld.
Beinahe in der Remassuri
vergessen wurden unsre Nuri,
doch Franz und Gerti, die sie suchten,
zuletzt doch noch Erfolg verbuchten,
wenngleich es waren zu erhalten
nur Sprotten aus dem Land der Balten.
Den Rettern unsrer Ehre Dank,
doch mehr noch jenen, die, schon krank,
doch pflichtbewusst zu Ende führten,
was sie als gutes Werk verspürten.
„Die beiden liegen noch im Bett!“
So Martha und darauf kokett
die Sängerschar: „Doch nicht gemeinsam!“
Und auch ein Dritter, der hereinkam
in die entsprechende Abteilung,
dankt für bereits erfolgte Heilung
dem Ärzteehepaar aus Zöbern,
das für die leichten oder gröbern
Patientenfälle steht bereit
wie die Armee zu jeder Zeit.
Jetzt aber heißt es sich beeilen
und kommen zu den letzten Zeilen.
Es läuten grad die Abendglocken
und schon im Jagdsalone hocken
die lieben Sängerinnen, Sänger,
die Zeit wird eng und immer enger.
Zu danken sind wir hier einander,
sind wir nun Frauen oder Mander,
denn alle habt ihr beigetragen
zu diesen sieben Singwochtagen,
und dabei ist es einerlei,
seit wann ihr nun schon seid dabei.
Zu danken aber gilt es Franzen,
dem steten Mittelpunkt des Ganzen.
In nicht mehr ganz so jungen Jahren
mit diesem Werke fortzufahren
bei obrigkeitlicher Erdreistung
ist eine ganz besondre Leistung.
So lasst uns morgen denn zur Mess’ gehn
mit Viadana und mit Bresgen.
Was wird das nächste Jahr uns bringen?
Lässt Franz uns Raffaello singen?
Oder was von Ildefonso?
Gespannt bin ich ja heute schon so,
dass ich es kaum erwarten kann,
was ausgeheckt der gute Mann,
und dass nach langer Vorbereitung
und hochgeschätzter Wegbegleitung
von Wolfgang wieder und Renate,
auf dass die Woche wohl gerate,
im Feiertone er spricht dies:
„Kommt’s, liebe Leutln, her - g’richt is.“
Wolfgang Bahr
Schloss Křtiny
Samstag, 14. Juli 2012, 20.15 Uhr
Zusatz im Jagdsalon, 20.50 Uhr
Es fehlt jetzt meiner Ode, au,
die Kiriteiner Modeschau.
Das heißt gewiss nicht, dass ich net mag
den ersten A.M.F.ler Catwalk.
Zumindest schaff ich den Report
in Echtzeit diesmal und vor Ort.
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