Dekanat Poysdorf > Pfarre Poysdorf > Okenfus-Orgel > Geschichte der Okenfus-Orgel
 

Geschichte der Okenfus-Orgel (1796) in der Pfarrkirche Poysdorf

Die Poysdorfer Barock-Orgel ist das einzig erhaltene Werk des Mistelbacher Orgelbauers Wenzel Okenfus in der Tradition der südböhmischen Orgelbauschule. Das Brüstungspositiv der Grenzlandorgel in Stronsdorf, die nach dem Vorbild der Okenfus-Orgel restauriert wurde, ist ein Beweis für den besonderen Klang von Okenfus-Instrumenten.

Der wunderschöne Prospekt (Orgelgehäuse) der Orgel fällt in die sogenannte Regotisierungsphase, die um 1770 vom k.u.k. Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg unter Einbeziehung gotischer Elemente in barocke Ensembles verwirklicht wurde und nur 20 Jahre andauerte.

Es gibt nur wenige Instrumente aus der Regotisierungsphase: Okenfus-Orgel in der Stadtpfarrkirche Poysdorf, die Orgel in der Augustinerkirche in Wien, die Orgel in der Schlosskirche Gloggnitz und das Orgelgehäuse in Schrattenthal

Weitere Beispiele: Gloriette, Schönbrunner Schlosstheater und Schloss Laxenburg.


Gotik und Barock bilden hier eine Einheit

Dieses Instrument ist 1937 leider dem Zeigeist zum Opfer gefallen und wurde vom Orgelbaumeister Ferdinand Molzer (Wien) grundlegend von mechanisch auf elektro-pneumatisch verändert, wodurch der ursprüngliche barocke Okenfus-Charakter vollkommen verloren ging. Das Gehäuse und die Prospektpfeifen, die seither stumm sind, blieben damals erhalten.

Wegen gefährlicher Schäden und Brandgefahr musste das Instrument im Frühjahr 2011 stillgelegt werden. Nach der Generalinnenrenovierung der Kirche (2012) wurde die Orgel 2014 abgebaut und von Orgelbaumeister Ferdinand Salomon restauriert. Dabei wurde besonders auf die originalgetreue Rückführung auf Okenfus nach dem Typus der südböhmischen Barockorgel geachtet. Das 1937 verschlossene Westfenster wurde wieder freigelegt.

Die vollständig restaurierte Orgel wurde am 3. November  2019 von Weihbischof DI Mag. Stephan Turnovszky im Rahmen einer Festmesse feierlich gesegnet.


 

 

Die Okenfus-Orgel vor der Restaurierung im Jahr 1937 ...

 ... und danach mit den noch erhalten gebliebenen Prospektpfeifen.


Der Weinviertler Orgelbauer und Spezialist für südböhmische Orgeln, Ferdinand Salomon, wird die detailgetreue und kunstvolle Restaurierung durchführen und wieder zur mechanischen Spieltraktur zurückkehren.

Ferdinand Salomon: "Was nicht vorhanden ist, kann nicht kaputt gehen. Eine mechanische Orgel hat 120 Ventile, die elektropneumatische rund 3000. Nur auf mechanischen Orgeln kann man die Töne artikulieren, daher werden heute wieder nur mehr mechanische Orgeln gebaut."


Elektro-pneumatische Spieltraktur

Mechanische Spieltraktur


Der weltbekannte Spezialist für Barockorgeln, Orgelbaumeister Rowan West aus Ahrweiler, BRD: "Ihre Orgel ist ein Prachtstück, der Pfeifenfund ein echter Glücksfall für die Rekonstruktion. Herrlich die originale Klaviatur, von erlesener Qualität. Hier war ein wahrhaft großer Künstler am Werk. Sie können von Glück sagen, dass Ihre Pfarrgemeinde das einzige erhaltene Werk von Wenzel Okenfus als ihr eigenes nennen darf."

Orgelbaumeister Rowan West