Geschichte eines Berges
Der Semmering besteht, geologisch betrachtet, aus Kalkstein, Gneis und Grauwacke.
Er bildet die natürliche Grenze zwischen den Bundesländern Niederösterreich
und der Steiermark und ist von mächtigen Gebirgsstöcken umgeben. Hierzu
zählen die Raxalpe, der Schneeberg und das Wechselgebirge.
Die Reisetätigkeiten über den Semmering begannen so richtig im zwölfen
Jahrhundert. Marktgraf Ottokar von Steirer ließ auf der steierischen Seite
ein Hospiz errichten, um den Kaufleuten und Pilgern, die den Semmeringpass querten,
Schutz vor Straßenräubern bieten zu können. Das "Niederlageprivileg"
der Stadt Wien aus dem Jahr 1281 belebte den Verkehr über den Semmering immer
mehr. Das Dokument besagte, dass
.....aller Handel mit dem Süden ausschliesslich über den Semmering
abzuwickeln sei...!
Auch die "Wiener Neustädter Zollordnung" (1244) schrieb so ähnliches
vor. Vorwiegend wurden folgende Waren über den Semmering transportiert: Salz,
Blei, Eisen, Zink, Speck, Schmalz, Honig, Zucker, Safran, Wein, Weinbeeren, Rebstöcke,
Feigen, Mandeln, Wolle, Federn, Limonen, Granatäpfel, Anis, Kastanien, Hafnerwaren
und böhmisches und venezianisches Glas. Die Transportmittel waren Karren
oder Saumtiere.
Die erste Strasse über den Semmering
1726 wurde der Ingenieur und Hofmathematiker Jakob
Marioni beauftragt, eine Strasse über den
Semmering zu planen. 1728 begannen rund 200 Arbeiter mit dem Bau der Straße. Bereits
48 Tage später war die neue Strasse angelegt. Sie war sehr steil, verbesserte
aber die Reiseverhältnisse enorm.
Nun brachen für die am Semmering liegenden Orte goldene Zeiten an. Man benötigte
Pferde, Kutschen und Fuhrwerke um den Berg zu überqueren. Pferdestationen
und Übernachtungsmöglichkeiten wurden notwendig und auch die Dienste
eines Fuhrmannes oder Gastwirtes waren von grosser Bedeutung. Kurz nach Eröffnung
der Strasse wurden regelmässig Reisewagen eingesetzt um von Wien aus nach
Graz, Klagenfurt, Venedig oder Triest reisen zu können. Die Reise über den Semmering
war für alle Beteiligten beschwerlich. Um 1800 war der Andrang auf die Semmeringstraße
so gross, dass in beiden Richtungen Kolonnenverkehr herrschte. Ein Dokument von
Franz Grillparzer beschreibt die damalige Situation eindeutig:
"...die Wildnis, die Semmering heisst und die zu durchreisen
ich als schauerliche Marter empfand..."
Aufgrund des schlechten Zustandes der Strecke wurde K.
k. Hofbaurat Francesconi mit dem Entwurf einer
Neutrassierung der Semmertingstrasse beauftragt. Von 1839 bis 1841 wurde die Strasse
vom italienischen Bauunternehmer Tallachini ,
der den Auftrag zur Ausführung der Bauarbeiten bekam, neu gebaut. Bis zu
2500 Arbeiter errichteten unter manchmal unmenschlichen Voraussetzungen die neue
Strasse.
In sieben weiten Kurven erreicht die Strasse von Schottwien aus den Bärensattel,
überquert auf einer 22 Meter langen Brücke den Myrthengraben und steigt
weiter zur Passhöhe an. Die 10 Kilometer lange Bergstrecke überwindet von
Schottwien bis zum Pass eine Höhe von mehr als 400 Metern. Durchschnittlich
erreicht man Steigungen um 4 Prozent. Die Bergstrecke konnten die Pferde im Trab,
bergab ohne das einlegen von Radschuhen befahren werden.
Am 17. August 1841 übergaben Kaiser Ferdinand I. und seine Gemahlin die
neue Strasse offiziell ihrer Bestimmung.
1842 wurden die Bahnstrecke Wien-Gloggnitz und 1844 die Strecke Mürzzuschlag-Graz
eröffnet. Die Semmeringstrasse verband diese beiden Eisenbahnstrecken mehr
als ein Jahrzehnt lang miteinander. Täglich quälten sich schwerstbeladene
Fuhrwerke über die Strasse. Gespanne mit bis zu zwölf Pferden waren keine
Seltenheit. Besondere Ereignisse waren die Transporte der Dampflokomotiven von
Gloggnitz aus nach Mürzzuschlag. Die Lokomotiven kamen von der Wiener Lokomotivfabrik
und wurden mit bis zu 40 Pferden bespannt um die Passstrasse bewältigen zu
können. Es herrschte reger Verkehr über den Semmering.
Selbst nach der Eröffnung der Bahn über den Semmering wurden auf der noch
neuen Strasse massenhaft Güter befördert.