SINGWOCHE 1999 Traunstein
Es haben heuer in der Höh' org-
anisiert im Haus Sankt Georg
uns're Singwoch' die Renate
und der Wolfgang. Ihrem Rate
folgend fuhren wir nach Traunstein,
mögen's Männer oder Frau'n sein.
Das neue Haus hat seine Tücken:
Es zwingt das Volk zum Tischerlrücken,
und bis den Probenraum er find't,
durchmisst der Mensch ein Labyrinth.
Ein nIcht so angeräumter Schankraum
bleibt wohl ein Michaela-Plank-Traum.
Doch aller Ärger ist vergessen,
kommt auf den Tisch das gute Essen.
In dieser Gegend ist es Brauch,
daß man mit Teig umhüllt den Lauch,
und weil so nah Rappottenstein,
hier häufig auch Karotten sein.
Manch Kräutlein wächst im
Kräutergarten;
im Stall gibt's viele Euterarten
Für alles sorget die Natur.
Gar mancher folget ihrer Spur,
wobei das Haus der Hildegard
auf der Apostel Gilde harrt.
Für Künstlerfreunde andrerseits
gibt es zu sehen viel Gescheit' s
von dem verstorb'nen Dechant Elter.
Regnet' s oder wird es kälter,
so setzt man sich zum Trunk zusammen
und repariert des Tages Schrammen.
So vieles gibt es zu bereden
von einem jeden über jeden!
Es wird grad sechzig uns're Hansi,
und darum auch nicht mitfahr'n kann sie.
Doch ist einmal kein kalter Tag,
so wandert man gen Walterschlag,
bestaunt die Windmühl', die nicht will,
sie steht sogar, wenn‘s stürmet, still.
Freilich heißt es maßzuhalten,
will man den Nachmittag gestalten,
denn hetzt man durch die Ysperklamm,
wird' s Singen zum Gewisper dann.
Unbedenklich zu empfehlen:
ist's, Arbesbach als Ziel zu wählen.
Dort singen wir das Hammerlied
Herrn Haslinger, dem Hammerschmied.
Er kennt's noch nicht, was uns verwundert,
denn schließlich wird er schon bald hundert.
Noch abends, mag es auch schon
acht sein,
besteigt die Sängerschar den Wachtstein.
Es streifen durch die grünen Auen
mut'ge Männer, Hünenfrauen
und stellen sich an sieben Tagen
sieben rätselhafte Fragen:
Sieht man den Schneeberg oder
Ötscher?
War hier am Samstag noch ein Gletscher?
Wo mögen wohl die Stiegen sein,
die einstens war'n am Wiegenstein?
Wer brachte einst im Walde Opfer?
Wer hat von uns den größten Klopfer?
Warum sind heute Trautes Füß' dick?
Und schließlich: Woher all die Mystik?
Mir selbst hat man, kaum
angekommen,
die Freiheit dieses Mal benommen.
Es macht der Name Gumpelzhaimer
mich unverseh'ns zum "Umweltreimer".
Ergibt der Reim auch keinen Sinn,
ist doch das Wesentliche drin:
der Reim ist's um des Reimes willen.
Um dies Verlangen Euch zu
stillen,
bin ich nun Tag und Nacht gesessen
und hab', von diesem Zwang besessen,
auf alles, was da kriecht und keimt,
nur eins getan: Ich hab' gereimt.
Zuerst hab' ich im Heft
geblättert,
bis dieses mich hat abgeschmettert.
Es läßt zum Reimen grad noch Chancen
der Komponistenname Janssen,
und auf Marez Oyens-Wansink
reime keck ich Parmesan flink.
Doch schon bei Namen wie Kurt Muthspiel
ich mich als Reimer gar nicht gutfühl'.
Wär' Vulpius, den wir so lieben,
doch bei dem Namen Fuchs geblieben!
Und schließlich auf Ulf Dieter Soyka
fällt mir nur ein die Balalojka...
Indes, mich tröstet, gar nicht heiter,
wie schon so oft des Chores Leiter.
der Stress, da er nicht nur mit Wonnen
das, was uns jetzt zusammenhält,
das Liederheft, zusammenstellt'.
Was soll ich vom Ergebnis sagen,
sollt' mich wer diesbezüglich fragen?
Es folgt auf ungezählte Psalmen
so manches Liedchen von den Almen!
Kaum dass wir jemals uns verirrten,
denn wo man hinhört, waren Hirten.
In des Sparpaketes Zeiten
gibt es jetzt auch leere Seiten;
es wird, sogar in voller Fahrt,
bei "krk" an dem Vokal gespart.
Jedoch, man schluckt auch solche Sachen,
denn nächstes Jahr gibt's nichts zu lachen!
Es tut schon jetzt im Rachen kratzen,
denkt man an Nove Hrady/Gratzen.
Noch freilich ist es nicht so weit;
noch sind wir alle nicht befreit
von unseren Gesangespflichten,
die wir haben zu verrichten.
Noch muss gedulden sich Herr Hackl,
bis ich wieder heimwärts wackel.
Es hofft ja Franz, dass rechte Tön' mach
der Chor beim Gottesdienst in Schönbach.
Er müht sich redlich, dass es kling' fein
durch' s Rückenmark bis auf das Singbein.
Was aber sollte denn misslingen,
wenn wir im schönen Schönbach singen?
Der Franz hat schon den Forst im Namen
was den Waldviertier Herrr und Damen
ebenso behagen wird,
wie wenn ein Porstner zelebriert.
Drum macht Euch, Freunde, keine Sorgen
wegen unser' s Auftritts morgen:
Die geh'n uns sicher auf den Leim.
Und dieses war mein letzter Reim.
Zugabe in eigener Sache:
Der Wolfgang diesmal kommt daher
mit dem Korrepetiergewehr,
und zum Konzentrieren macht er
mit der Hand Chinesen-Achter
Er dankt Euch allen noch einmal,
dass Ihr in dem Prälatensaal
bei seinem Buchfest mitgesungen.
Es klang für ihn wie Engelszungen.
© Wolfgang Bahr 1999
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